Archiv der Kategorie: kotzen

Beim Arzt

Wartezimmer. Kassenpatient. Nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit Xavier Naidoo im Dudelradio, nach zweieinhalb Stunden noch mal:

"Wir müssen geduldig sein, dann dauert es nicht mehr lang." 

Mit Sicherheit kann man keinen Blumentopf gewinnen

Wie auch beim Verlag des Reiseführers "Per Anhalter durch die Galaxis", ist auch die Geschichte unserer Arbeitsgruppe vor allem eine Geschichte von (teils diskussionsintensiven) Mittagessen und Kaffeetrinken. Gestern hatten wir noch einmal der zwei jüngsten Datenschutz- und Informationssicherheits-GAUs des Web 2.0 gedacht.

Es ist immer ein leichtes, in den (Blog-)Kommentaren zu solchen Geschichten auf den dämlichen Entwicklern herumzuhacken, die Sicherheitslücken nicht bedacht oder bewusst in Kauf genommen haben. Ich bin allerdings der Meinung, wir haben es – insbesondere bei Portalen – eher mit dem Problem zu tun, dass Sicherheit ein Thema ist, das bei nahezu allen Gliedern der Informationsverarbeitungskette (das Web-2.0-Äquivalent zur Nahrungskette) mit niedigster Priorität behandelt wird:

  • Der Nutzer  will ein schickes Portal mit "Fietschers": Bilder hochladen, ein Blog aufsetzen, Freunde gruschelnTM, Leute kennenlernen und mehr. Es ist ihm zuerst einmal egal, was mit seinen Daten passiert, solange er das Gefühl hat, er befindet sich nach einer Authentisierung in einem "geschützten Bereich", wo eben nicht jeder hineinkann. Er oder sie wird erst dann vielleicht auf Sicherheitsprobleme aufmerksam, wenn er Mails von seltsamen Firmen bekommt oder sie von irgendwelchen Widerlingen gegruscheltTM wird. Aber auch in diesem Fall resignieren die meisten und sagen sich, dass im Web eben sowieso nichts sicher ist. Schlimm ist es, wenn dann solche Dinge passieren wie bei Blogg und die über vier Monate angesammelten Kommentare in deinem A-Blog, von denen manche sogar geistreich und/oder witzig sind, verschwinden. Dann ist das Geschrei schon größer.
  • Der Portalbetreiber will "Fietschers". Jede zusätzliche Betätigungsmöglichkeit auf so einem Portal generiert mehr Nutzer. Mehr Nutzer führen zu mehr Page Impressions. Mehr Page Impressions verbessern die Reichweite und die Mediadaten. Bessere Mediadaten locken Investoren und Werbetreibende auf dein Portal. Du musst immer ein Feature mehr als die Konkurrenz haben. Du treibst die Entwickler an, noch dies und noch das einzubauen. Wenn irgendjemand mal aufmuckt und sagt "Aber was ist mit Backups" oder "Über diesen URL kommt doch jeder an die persönlichen Profile", wird er mit etwas Vernünftigem wie der Implementierung von Google-Maps-basierten Mashups oder einer Supergruschelfunktion beauftragt. Sicherheit kann warten. Es ist doch alles gut gegangen bis jetzt.
  • Der Webentwickler will sich auch nicht wirklich um Sicherheit kümmern. Er baut ein Portal auf bestehenden Komponenten auf, in der Hoffnung, dass sich die Leute, die sich diese Komponenten ausgedacht haben, schon selbst Gedanken über Sicherheit gemacht haben. Er hat nie wirklich etwas über Exploits, Backup-Methoden oder Verschlüsselung gelernt, weil das immer so langweilige Themen waren. Mashups machen mehr Spaß. Und PHP geht schneller als Java. Es ist doch alles gut gegangen bis jetzt.
  • Der Investor will sehen, dass sein Geld sich vervielfacht. Er investiert nicht in Sicherheit, sondern in Nutzer und Werbung und eventuell in Premium-Inhalte, die sich die Nutzer etwas kosten lassen. So kommt Geld herein. Sicherheit macht alles nur teurer und bringt keinen direkt ersichtlichen Gewinn. Es ist doch alles gut gegangen bis jetzt.

Und so werden weiter Portale gebaut, Nutzer kommen und melden sich an, Sicherheitslücken werden ausgenutzt, Backups versemmelt und Kleinbloggersdorf hat immer eine Sau, die durchs Dorf getrieben wird.

Apple Campus Stores

Wir können ja hier an der Freien Universität ganz fein billig Apfelcomputer kaufen. Leider sind die iPods nicht billiger. Ein aufbereitetes Chatprotokoll:

M (also ich): im applestore sind die ipotz wirklich nicht billiger (gebe meinem Ärger über die Gemeinheiten des Apfelcampusladens Ausdruck)

A (also Kollegin Anja): nur wenn man dazu n macbook kauft (also zum iPod)

M: na dann bestell ich halt noch ein macbook dazu

A: LOL

Und so weiter. So machen sie einen zum Jünger in Cupertino.

Freitag Morgen, 9 Uhr 38

 StudiVZ macht Nachtschicht

Entweder ist die Skandalnudel der deutschen Social Networks endgültig hops gegangen oder die armen Techniker müssen noch den letzten informationellen GAU verarbeiten.

Update: Jetzt (10 Uhr 40) läuft die Maschine wieder wie geschmiert (Honi soit qui mal y pense …).

Update: Und nun (14 Uhr 20) haben sie die betroffene Gruppe angepasst. Zitat:

Journalistische Kampagnen gegen das StudiVZ benutzen nun auch die Gruppe ***** als Spielball , um dem Blog ans Leder zu gehen. Beträge hier wurden aus dem Zusammenhang gerissen und sehr negativ dargestellt, die Autoren wurden so schlecht verschleiert, dass man diese mühelos erkennen kann. Wir sind gerne für konstruktive Kritik offen, aber diese Art von Journalismus ist einfach nicht in Ordnung.

Sie werden es nicht mehr lernen

Dass der seriöse Journalismus ("seriös" jetzt im Gegensatz zu dieser Klowand des Internets ) sowie auch eigentlich fast alle anderen das Internet nicht mehr vom World Wide Web unterscheiden können – geschenkt. Dass die fiesen kleinen Programme, die in harmloser, ja gar hübscher Form getarnt in den Rechner eindringen, Trojaner heißen – damit muss man jetzt leben. Dass Tagesspiegel-Schreiber, die aber einen schnieken Aufreißer suchen, Sachen raushauen wie

Trojaner verstecken sich heutzutage nicht mehr in überdimensionalen Pferden aus Holz.

(Thomas Gehringer im Tagesspiegel vom 26. Oktober 2006, Seite 31), scheint mir doch erwähnenswert.Die Trojaner haben sich noch nie in der Geschichte in überdimensionalen Pferden aus Holz versteckt. Es waren die Danaer. Ich habe meine Frau gefragt, die ist Geschichtslehrerin. Und wenn man unbedingt auf der Metapher herumreiten will, sollte man zumindest vorher nochmal seinen Homer lesen.

Linux ist tot – es lebe Linux

Das Leben mit einer Linux-Distribution kommt einer menschlichen Beziehung viel näher als die Benutzung von Windows. Ich kann mich noch erinnern, wie ich auf meinem 386er damals Anfang der Neunziger die erste Slackware-Distribution installiert hatte. Ich besaß nur zehn Dreieinhalbzolldisketten, mit denen ich dann die Pakete für das Linux von der Uni nach Hause transportierte. Als SuSE dann irgendwann firmierte und es bei Lehmanns in der Hardenbergstraße CDs zu kaufen gab, war ich sofort dabei.

Da Linuxer eine viel stärkere und emotionalere Bindung zu ihrem Betriebssystem haben als reine MS-Droiden oder die Trendjunkies von Mac OS X, blieb ich über zehn Jahre der SuSE treu. Wir haben Höhen und Tiefen durchlebt (ich sage nur YaST2), aber jetzt ist es aus. Nachdem Novell die Firma übernommen hatte, sah alles noch ganz Gold aus – endlich eine dicke Firma mit einem Commitment zu Linux. Bis zur Version 10.0 lief auch alles so weit ganz gut. Seit aber SuSE gezwungen wurde, das ZEN-Update- und Paketmanaement, was Novell irgendwann für NetWare entwickelt hatte, mit zu unterstützen und sich zeitweise bis zu drei Paketmanagementsysteme um die Vorherrschaft über meine Platte stritten, habe ich keine Lust mehr. Zumal sowohl Sound als auch MP3-Unterstützung auf meinem Arbeitsrechner einfach nicht zum Laufen zu bringen waren (Dell Optiplex GX280) – und was will ich im Büro ohne Musik, ehrlich!

Ich habe jetzt SuSE verlassen und bin zu (K)ubuntu gewechselt.

  • Paketmanagement: von Debian, also sicher und stabil.
  • Oberfläche: KDE, mit Kubuntu.
  • Installation: genau so einfach, und man kann während der Installation die Live-CD benutzen – zum Websurfen oder so. Das kann nicht mal Windows.
  • Hintergrund: eine Firma, die einem von den Guten gehört.

Mal sehen, wie es nächste Woche aussieht, aber momentan bin ich noch sehr begeistert.

[Liveblogging XML-Tage] Microformats, WebAPIs und Mashups

Interessant strukturierter Vortrag (Die einzelnen Folien bestehen nur aus ganz kurzen Slogans. Das muss cool sein!), dem ich leider nicht vollständig folgen kann, weil ich gerade damit beschäftigt bin, meine flickr-Fotos neu zu taggen. Es gab die Aufforderung der Organisation, Fotos der Kategorie "Spaßbildchen" nicht mit "xmltage" zu taggen, damit potentielle Sponsoren nicht abgeschreckt werden. Auweia! Da ich letztendlich dienstlich hier war, werde ich dieser Aufforderung natürlich Folge leisten. Eine Kollegin hat es offenbar noch schlimmer getroffen, die soll nun ihre ganzen Fotos wieder von flickr runternehmen.

Wer also wissen möchte, was ich persönlich auf dieser Veranstaltung gesehen habe, suche bei mir nach den Tags "humboldt university berlin 2006". Man sollte ja auch nicht glauben, dass die Veranstaltung eines Web-2.0-Infotags auch impliziert, dass man von den dort vorgestellten Dingen wie Partizipation, offenen Inhalten und so tatsächlich Gebrauch machen soll …

 Abgelegt unter anderem unter "kotzen".

Es pfeift

Jeden Abend, wenn ich in meinem Arbeitszimmer sitze und gerade überlege, ob ich an meiner Diss weiterschreiben oder doch lieber eine kleine Runde Civilization IV anwerfen soll, dabei noch das Fenster öffne, um unter dem Dach ein wenig Frischluft hereinzulassen, steht er schon bereit:

Der Pfeifer. Ich weiß nicht, ob er einen Hund, eine Katze oder seinen Goldfisch ausführt, aber er pfeift. Und pfeift. Immer so einen sich hochschraubenden Ton, so in etwa eine Terz aufwärts, lang gehalten, gefolgt von einem Stakkato kurzer Töne der gleichen Bauart (also gleiche Terz). Das tut er links von meinem Fenster, unter meinem Fenster, weiter vorne an der großen Straße, far away, so close, auf jeden Fall ununterbrochen. Und jeden Abend. Mich in den Wahnsinn treibend.

Ich weiß, ich sollte gnädig sein und das als prima Übung in Nächstenliebe akzeptieren, ABER WENN ER NOCHMAL PFEIFT, STOPFE ICH IHM DIE LEINE FÜR SEIN TIER, DIE ER JA OFFENBAR NICHT BRAUCHT, WEIL ER DAS TIER JA PFEIFENDERWEISE HERBEIHOLEN KANN, IN IRGENDEINE KÖRPERÖFFNUNG UND PFEIFE AUF DIE NÄCHSTENLIEBE. Nachher kann ich ja immer noch nächstenlieb sein. Wenn Ruhe ist.

Erinnerungen beim Arzt

Heute zum Gesundheitscheck – Abgabe beziehungsweise Abnahme diverser Körperflüssigkeiten inbegriffen. Als ich das Marmeladenglas mit der apfelsaftähnlichen Flüssigkeit auf den Tresen packte und mich – wie immer in solchen Unsicherheitssituationen – fragte, ob das jetzt genug sei, auf einmal ein schrecklicher Flashback aus der Grundwehrdienstzeit, erster Tag:

Randvoll?! Panzergrandier, wir wollen das Zeug nicht trinken, nur untersuchen! Und jetzt gießen sie sofort die Hälfte wieder ab und kommen dann zügig zurück.

Einer der sicherlich peinlichsten Momente meines Lebens.