Archiv der Kategorie: kotzen

Das Web wird deutsch

Jetzt erreichte mich auch die erste Stock-Spam-Mail in Deutsch, sehr fein aufbereitet und gut leserlich formuliert.

Von der SPAMSPAMSPAM AG erwarten wir in den kommenden Wochen und Monate durchwegs positive Nachrichten. Dem interessierten Anleger empfehlen wir dringend, diesen Titel ins Depot aufzunehmen.

Komplexität des Apfelcomputers

Ich bin ja nun krank und will im Bett an die Welt dort draußen nicht verlieren. Also das alte Wallstreet-Powerbook rausgekramt und gestartet. Dazu braucht es nicht viel, außer zwanzig Minuten Zeit und zwei CDs:

  • Feststellen, dass der Akku wieder im Standbymodus komplett leergelutscht wurde.
  • Hoffnungsvoll ans Netz stöpseln und einfach mal booten.
  • Alles dunkel, das heißt, der Bildschirminhalt ist nur irgendwie zu erahnen, wenn massiv Licht aufs Display fällt – ein bekanntes Problem. Also los!
  • Alte System-8-Reparatur-CD einlegen, booten
  • Bild ist wieder hell. Booten, aber direkt nach dem Bootvorgang CD entfernen.
  • Kraftbuch zeigt an, dass es ihm unmöglich is, von Platte zu starten.
  • Zweite CD (Mac OS X Panther Installations-CD) einleen. Booten.
  • Bild ist immer noch hell. Aus dem Menü „Files->Change Startup Disk“ auswählen.
  • Warten. Mac OS X auf Platte auswählen. „Restart“. Booten.
  • Wieder nicht vergessen, die CD auszuwerfen, bevor er von dort zu starten versucht.
  • Und siehe da, die alte Kiste läuft wie eine Eins.

Wir sind Helden

Nochmal BPW-Kontaktabend. An der Säule mit den "Suche Partner/Biete Partner"-Zetteln stehen drei junge Leute. Sie könnten aus einem Enid-Blyton-Roman für Große stammen: Der Wortführer, auf smart getrimmter Student, neben ihm die Frau vons Ganze, mit einem strategisch eingesetzten Push-Up-BH, der wirkt, wie für diese Veranstaltung angeschafft, dahinter der Nerd, der wahrscheinlich die ganze wirkliche Arbeit macht.

Die drei wollen offenbar auch etwas anpinnen, sind sich aber noch nicht im Klaren, was sie schreiben sollen, und nutzen die Zwischenzeit, um zu so ungefähr jedem Zettel auf der Pinnwand einen gehässigen Kommentar abzugeben. "Guck mal hier, die wollen Kosmetik verkaufen." "Damit kann man Geld verdienen?!" "Da wird schon wieder dieser IT-Spinner ans Mikro geholt" und so weiter und so fort.

Ich habe die Drei dann mal genauer interviewt, weil ich so eine penetrant überhebliche, selbstherrliche, schnoddrige Art ü-ber-haupt nicht ertragen kann und diesen Nachwuchs-Darianis mal auf den Zahn fühlen wollte. Es stellte sich heraus, dass ihre Idee auch nicht viel besser war als die meisten anderen. Einen 24-Stunden-Kinderbetreuungsservice oder jemanden, der sich um demenzkranke Menschen kümmern will, halte ich für anspruchs- und sinnvoller als den Pseudo-Web-2.0-Widgetquatsch, den die vorhatten. Die Webseite ist dann auch noch hoffnungslos überdesignt und strotzt nur so von Rechtschreibfehlern.

Aber, ihr drei Helden, ich will nicht euren Fehler begehen und mich auch über euch lustig machen. Ich wünschte nur, ihr würdet eure vermutlich aus einer tiefen Unsicherheit resultierende Arroganz ablegen. Und stattdessen mal vorurteilsfrei auf andere Gründerinnen und Gründer zugehen. Macht sich besser. Finde ich zumindest.

ER hat gesprochen

So, Steve Jobs' Keynote auf der Macworld ist gelaufen. Da ich ja auch ein uraltes Powerbook und seit Weihnachten einen kleinen iPod habe, habe ich mir dann auch eben mal angesehen, was denn so gelaufen ist. Die Leute von MacRumors.com waren so freundlich, eine auch für Menschen mit niedriger Bandbreite akzeptable Live-Zusammenfassung des diesjährigen Tanzes um den Goldenen Apfel zu liefern.

Wie im Märchen, so ist auch bei Apple die Zahl Drei ganz entscheidend. Es gibt drei neue Dinge, die der Mensch eigentlich nicht braucht, die sich aber trotzdem noch heute zehntausende von Gläubigen vorbestellen werden:

  • AppleTV , eine aufgemotzte Set-Top-Box für bis zu fünf Fernseher gleichzeitig (Verblödung für die Familie garantiert, auch auf dem Klo), mit dem man auch gekaufte iTunes-Filme anschauen kann, mit wahnwitzigen 40 Gigabyte Plattenplatz,
  • iPhone , halt so ein Telefon, was scheinbar leichter zu bedienen ist und außerdem Kaffee Kochen, die Katze streicheln und – in die Wiege gelegt – auch babysitten kann,
  • und das dritte habe ich nicht herausgefunden. Laut MacRumors hat Sankt Steve ja gesagt "today – introducing 3 revolutionary products". Wahrscheinlich ist es der tolle iTunes-Store oder der neue Name der Firma. Sie heißen jetzt "Banana, Inc.".

Natürlich ist der ganze Quatsch jetzt auch schon auf der Appleseite zu sehen und auch zu kaufen – oder wengstens vorzubestellen, inklusive Sabberlätzchen für die Geeks, die dann Wochen auf das neue Gadget warten müssen.

Und ein gesegnetes neues Jahr

Habe mich etwas erholt im Urlaub – und in Hamburg. Bilder kommen auch noch. 

Außerdem musste ich entdecken, dass mein last.fm-Profil jetzt Rolf Zuckowski an achter Stelle meiner Lieblingsinterpreten listet. Da muss ich wohl aus Versehen die Wiederholfunktion vom Amarok an der falschen Stelle eingeschaltet haben. Hurgh!

 Ach ja, bevor ich der einzige bin, der das jetzt nicht bloggt, StudiVZ ist verkauft worden . Soll ich jetzt den Tagesspiegel abbestellen?

Das Leben der anderen

S1 Richtung Oranienburg. Mitte Zwanzig, mittleres bis gehobenes Bildungsniveau, männlich, Mountainbike auf drei Sitze verteilt, Mobiltelefon am Ohr.

"Wie es so geht?" [..]

"Tja, scheiße gelaufen. Ein Paradebeispiel dafür, dass es auch mit Kondom schieflaufen kann. Ich hab kein Loch gesehen, aber irgendwie muss da was rausgelaufen sein. Die Kleine ist fit, fängt jetzt an zu krabbeln. Nee du, die Olle schläft jetzt bestimmt schon."

Es ist einer dieser Tage, an denen ich mir schwöre, nie mehr morgens meinen MP3-Player zu Hause zu vergessen. Nicht, weil ich auf Musik angewiesen wäre, sondern, weil ich mich damit wenigstens für eine halbe Stunde vom Leben des jungen Mannes im Fahrradabteil hätte abschotten können. So genau wollten wir es alle gar nicht wissen, aber mit einer Mischung aus Schrecken und Faszination an den tiefen Einblicken hören wir gebannt weiter zu:

  • Ein Kumpel hat Diabetes, aber "er hat das ja auch so lange schleifen lassen". Und jetzt erzählt er immer davon, dass er sowieso bald sterben wird.
  • Dem anderen Kumpel ist die Mutter schon weggestorben, Oma ist als nächstes dran.
  • Irgendwann verabschiedet er sich von seinem Gegenüber und ich glaube, doch noch in Ruhe mein Sudoku im Tagesspiegel fertigmachen zu können. Da ruft er auch schon den nächsten an: "Hi, ich wollte mal einfach so quatschen. Ich sitz gerade in der S-Bahn und das ist so langweilig." Vorbei ist's mit der Konzentration.
  • Und weiter geht der Parforceritt durch Freundschaft und Bekanntschaft: "Du, dem schulde ich noch Geld, aber der soll sich nicht so haben, ich hab ihm schon ein Drittel zurückgezahlt. Ich hätte auch meinen Anwalt einschalten können, sein Anwalt hat da nämlich viel zu hohe Zinsen angesetzt. Soll froh sein, dass er überhaupt was kriegt."

Als ich an meiner Destination endlich den Wagen verlassen darf, dröhnt mir der Schädel und ich frage mich, wo die Zeiten hin sind, wo du dich schon spät abends in eine Kneipe setzen musstest, um einmal etwas aus dem Leben eines anderen Menschen zu erfahren.