Archiv der Kategorie: arbeiten

Tatschen nicht mehr verboten

Vor einiger Zeit ließ ich mich über die Widerwärtigkeit der Bildschirmberührung aus. Meine zwei Auftraggeber, die mir auch ein Büro beziehungsweise einen Schreibtisch zur Verfügung stellen, haben jetzt zurückgeschlagen: Nahezu zeitgleich haben sie mir jeweils einen externen Bildschirm hingestellt, der natürlich ihnen gehört. Ein perfider Trick! Da können sie jetzt drauf herum reiben und pieksen, wie sie wollen, ich muss zähneknirschend daneben sitzen und zuschauen.

Tatschen verboten

Irgendwann werde ich mich auch mal durch die nicht uninteressanten und im Moment heiß diskutierten 101 Regeln der eEtiquette arbeiten. Bis dahin möchte ich an dieser Stelle gerne meine Regel Nummer Eins des Umgangs mit mir und meinem Rechner darlegen:

Keiner, aber auch wirklich kein Mensch auf dieser Welt
hat das Recht,
MEINEN BILDSCHIRM ZU BERÃœHREN.

Es gibt nichts, was ich mehr hasse, als wenn mir jemand was erklären will und dabei immer wieder mit seinen Fingern auf mein Display piekt und darauf herumwischt. Nicht allein, dass ich den Schmier hinterher wieder abwischen muss, nein auch, dass Leute manchmal in Wallung geraten mit ihrer Stocherei („Guck mal, HIER *piekpiek* genau liegst du falsch“) und ich dann physische Schäden am Display von Pixelfehlern bis zum Totalausfall (nach hinten umkippen) befürchten muss.

Sollte ich mir irgendwann einen Touchscreen zulegen, müsste ich über dieses Gesetz noch mal nachdenken …

Wir nennen es Tauschhandel

Fraglich ist ja, ob man Naturalien irgendwann versteuern muss, wenn der Tausch „Dienstleistung gegen Dinge des täglichen Bedarfs“ überhand nimmt und man davon seine Familie und sich ganz gut über die Runden bringen kann. Einnahmen bisher waren zumindest:

  • Zusammenbau und Betrieb einer WordPress-basierten Webseite gegen Zusage der Ausstellung von beliebig vielen Spendenquittungen
  • Ãœbersetzung eines vierseitigen Masterarbeit-Proposals ins Englische gegen Einen Sechserträger Budweiser (auch „die tschechische Herrenhandtasche“ genannt)
  • Consulting für ein IT-Startup gegen Ein Clubsandwich, eine Berliner Weiße mit Schuss (grün) und einen Espresso
  • Einarbeitung eines Amazon-Shops in ein WordPress-Weblog gegen Eine 250-g-Tafel Ritter Sport Joghurt (Leistung steht noch aus)

Für mich als momentan Arbeitslosen funktioniert das erstaunlich gut. Wer mag, kann sich ja einfach mal melden …

Update: Phil (siehe Kommentar) hat Beratung bei einem Problem mit einer seltsamen Programmiersprache bekommen, es gab Ritter Sport Olympia. Wer will derdie Nächste sein?

Mein Beruf

Im laufenden Betrieb

Ich habe die Fragen bei Anke und Maximilian gefunden und fand sie beantwortenswert.

1. Was machst du beruflich?

Ich bin Informatiker. Also ordentlich studierter, diplomierter Informatiker. Ich habe lange, wenn nicht schon allzu lange an Universitäten geforscht, gelehrt und gebaut, zuletzt zu spannenden Themen wie semantischen Technologien. Das ist die Idee, das, was Menschen ohnehin schon an Wissen und Gedanken über diese Welt (oder zumindest einen Teil dieser Welt) im Schädel haben, in für doofe Computer les- und verarbeitbare Form zu pressen. Damit kann man dann intelligente – oder intelligent erscheinende – elektronische Modeberater oder Suchmaschinen bauen, die das tun, was man als Mensch von ihnen erwartet.

Weil wir an der Uni überzeugt davon sind, dass man damit auch Geld machen kann, haben wir vor zwei Jahren eine kleine, aber feine Firma gegründet. Anfang dieses Jahres habe ich dann beschlossen, den warmen, weichen Schoß der Universität zu verlassen und mich ganz in die kalte, grausame Welt zu stürzen.

Im Augenblick werde ich allerdings noch von einer großen deutschen Behörde gesponsert, bis unsere kleine Ausgründung genug Geld abwirft, um mich und meine mir die Haare vom Kopf fressende Familie zu ernähren. Im Moment geht die Richtung in die Selbstständigkeit, was für einen Informatiker keine so schlechte Sache ist.

2. Was ist gut – was ist nicht so gut daran?

Ich liebe an meinem Beruf:

  • Probleme lösen: Wir sind dafür bekannt, Aufgaben, die man mit blöder, hirnloser Handarbeit in wenigen Stunden erledigt hätte, mit komplexen Programmen zu lösen, deren Erstellung mehrere Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen kann. Manchmal scheint das schwachsinnig, aber oft fallen dabei nebenher wundervolle wiederverwendbare Problemlösungen ab. Man schaue sich nur mal die Geschichte von Donald Knuths TeX an.
  • Kommunikation: Das Bild vom hornbebrillten Kellernerd, der schon beim Anblick anderer Menschen, insbesondere weiblicher, in Angstschweiß ausbricht, ist zum Glück seit längerer Zeit überholt. Mir macht es zumindest sehr viel Freude, dass mein Beruf eben auch darin besteht, mit vielen Menschen (Studierenden, Kunden, Kollegen, anderen Informatikern und allen Leuten die ich treffe, und die nicht schnell genug wegrennen) zu sprechen, mir ihre Probleme (also vor allem die rechnerbasierten) anzuhören, Lösungen zu erklären und Wissen zu vermitteln.
  • Kreativität und Erfolgserlebnisse: Dieses Gefühl, mit einem Stück Software etwas erschaffen zu haben, ist unbeschreiblich. Ständig lerne ich neue Wege, die Maschine dazu zu bringen, zu tun was ich will. Und wenn nach einem letzten kompletten Testlauf die Balken aller Unit-Tests grün sind, ist das schon ein Glücksmoment.

Ich hasse an meinem Beruf:

  • Man kommt so wenig an die frische Luft.
  • Computer sind hochgradig nichtdeterministisch. Für Nichtinformatiker: Man kann nie sagen, wie der Apparat auf irgendwelche Eingaben reagieren wird. Ich weiß, eigentlich soll das nicht so sein, aber mittlerweile haben die Geräte und die auf ihnen laufenden Systeme eine derartige Komplexität erreicht, dass selbst die Position des Kaffeebechers neben der Tastatur entscheiden kann, ob ein Testlauf Erfolg hat oder nicht. Ist wirklich so.
  • Wenn man vier Stunden lang mit Hilfe zweier Debugger, 50KB Logdaten und drei Coredumps einen Fehler sucht und dann feststellt, dass man irgendwo ein „++“ an die falsche Stelle gesetzt hat.

3.  Was wäre dein absoluter Traumberuf?

Rockstar. Wenn ich nicht genau drüber nachdenke (dann würde ich nämlich feststellen, dass das Stress pur und extreme Abhängigkeit von Menschen bedeutete) … wollte ich schon immer unheimlich gerne Rockstar sein.

4. Warum gerade dieser?

Dieses Gefühl, wenn das Publikum sich schon vor Sehnsucht nach dir fast verzehrt und droht, das Stadion auseinanderzunehmen, wenn du nicht sofort auf die Bühne kommst, wenn dann die Scheinwerfer alle auf einmal angehen und du mit deiner Band die Bühne betrittst und spürst, dass dieses Konzert unglaublich gut werden wird, dieses Einssein mit den Menschen, denen du gibst, was sie wollen – das muss toll sein. Vermutlich würde mich der eigentliche Job sehr schnell zum Wrack machen, aber einmal würde ich das schon gerne erleben wollen.

Zeichen und Wunder

Was den Umgang mit dem magentafarbenen Telekommunikationselefanten angeht, bin ich bislang ja eher skeptisch. Gestern und heute ist allerdings etwas passiert, was mich wirklich nachhaltig erschüttert hat.

Mein dienstlich erworbener UMTS-Stick hatte den Geist aufgegeben, als ich um Weihnachten herum mal testen wollte, ob ich im Fall der Netzlosigkeit das Dingens auch unter Snow Leopard nutzen könnte. Unter drei Betriebssystemen war das gute Stück nicht mal in der Lage, mir seine Installationsdateien als externes Laufwerk zu präsentieren.

So machte ich mich grimmigen Mutes gestern abend auf in den T-Punkt, wo ich den Stick im Mai erwarb. Die Dame am Schalter fragte mich eine Weil lang über die Möglichkeiten der Inbetriebnahme aus, welche ich bereits ausgelotet hatte (anderer USB-Anschluss, anderer Rechner, anderes Betriebssystem, deinstallieren, installieren, im Handstand den Stick auf der rechten Fußsohle balancieren). Als ich glaubhaft gemacht hatte, dass ich alles Menschenmögliche versucht hatte, rief sie die Große Zentrale an. Dort durfte ich von ihrem Telefon aus dem freundlichen Herrn noch mal alles schildern.

An dieser Stelle hätte ich dann erwartet, dass sie mir das Gerät wegnähmen, einpackten und auf unbestimmte Zeit zur Durchsicht oder Reparatur verschickten. Aber weit gefehlt! Der gute Mann am Telefon kam mit mir überein, das Ganze noch mal von mir zu Hause aus per Telefonsupport zu versuchen (siehe Klammer oben) und einige weitere Tricks auszuprobieren (Firmwareupdate). Dazu würde er (!) mich (!) zu einer mir passenden Zeit (!) heute anrufen. Ich sagte zu und nach einem netten Gespräch und einigen fröhlichen Fummeleien eben organisierte er dann den Austausch des Geräts morgen (!) durch einen Fahrer (!), der zur mir nach Hause kommen wird (!) und einen neuen Stick bringen.

Ich kann es noch nicht fassen.

Grüner Daumen

Der Ficus im Büro der Kollegen hat nach meiner Ansicht endgültig aufgegeben. Nur die Kollegen wollen es noch nicht wahrhaben.

„Wir haben ihn noch einmal mit der Blattseite* zum Fenster gedreht.“

„Der kommt noch.“

„Quasi im Grab rumgedreht.“

Ficus

Ich kann die Hoffnung nicht teilen, bewundere aber den Langmut der Kollegen.

*) Unter Blattseite ist die Seite des Baums zu verstehen, an der das letzte noch verbliebene Blatt hing.

Warum Safari doch doof ist

Als agnostischer Apple-Besitzer bin ich vor einigen Monaten vom Firefox, dem ich seit vielen Jahren und verschiedensten Betriebssystemvarianten treu war, auf Safari umgestiegen. Hauptgrund dafür war meine Hoffnung, einen Browser zu bekommen, der sich einfach schmucker in die restliche GUI integriert und vor allem, jemanden zu haben, der auf meinem Weg durch das große weite Web nicht andauernd meine Cookies vergisst.

Seit einigen Tagen bin ich nun wieder zurückgeschwenkt. Zur Entscheidungsfindung für die kommenden Generationen einige Punkte, warum Safari doch doof ist:

  • Der angeblich existente Geschwindigkeitsvorteil bei Safari ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.
  • Der Safari vergisst auch andauernd Cookies. Und ja, ich habe schon alles probiert. Und nein, es ist nicht eingestellt, dass der Browser Kekse nach zwei Wochen wegwirft.
  • Es gibt keine vernünftige Lesezeichensynchronisation für Safari. XMarks (ehemals Foxmarks) gibt es zwar für alle Browser, auf Safari kann man aber nichts einstellen, sondern ist gezwungen, seine Lesezeichen auf einem externen Server abzuspeichern.
  • Web-Entwicklung: Um Webanwendungen zu entwickeln, brauche ich vernünftige Werkzeuge. Die eingebauten Entwicklertools bei Safari sind ja nicht völlig verkehrt, aber gegen den Web Developer Toolbar und Firebug können die doch nicht anstinken.
  • Suche: Ich hatte mir zwar Saft besorgt, dann aber doch schmerzlich mein Firefox-Suchfeld vermisst. Bei Saft sind die möglichen nutzbaren Suchmaschinen vorgegeben, beim Firefox kann ich auf sehr vielen Seiten, die eine Suche anbieten, einfach „Diese Suche hinzufügen“ und schwuppdiwupp auf einmal in Google Maps, RubyForge oder anderswo suchen.
  • Adblocking unter Firefox (ich nehme AdBlock Plus) ist ungleich mächtiger als Safari+Saft.
  • Tabs auf Safari sind doof und es gibt keine externen Lösungen wie Tab Mix Plus. Ich will beispielsweise meine Tabs in zwei Reihen darstellen können.
  • Ãœberhaupt Erweiterungen: Für den Firefox gibt es für jedes Problem gleich mehrere Add-Ons, aus denen man auswählen kann. Für Safari gibt es, wenn man Glück hat, ein Plugin, das nicht richtig funktioniert, dafür aber Geld kostet. Klasse!

XInnovations 2009 – Eine Retrospektive

Die alljährliche Konferenz, auf der ich wechselweise als Mitarbeiter, Vortragender, industrieller und universitärer Aussteller herumlungere, ist vorbei und es ist Zeit, Rückschau zu halten – auf die gewohnt undifferenzierte und schnoddrige Art.

  • Bin ich froh, dass ich Montag nicht bei diesem E-Marketing-Track war. Laut meinen unzureichenden Informationen hat man dort (wir schreiben 2009!) Weblogs als irre neue Methode, seinen kleinen Lampenladen zu promoten, vorgestellt. Und morgen sind wir auf einem Maschinenbauworkshop, wo wir das Konzept „Zahnrad“ erklären.
  • Der ganze Aufwand mit Stand, Monitor und Plakat (danke noch mal, Olga) war für 1,5 Gespräche am Dienstag schon echt überzogen. Nicht noch mal. Allerdings war der Nachbarstand noch aufwändiger – vier kleine IT-Consultants, und das die ganze Zeit. Aber Consultants haben ja auch kein Zuhause.
  • Glücklicherweise machten mich die Leute vom Nachbarstand darauf aufmerksam, dass nach dem Erfirschungsgang zur Toilette 50% meiner Kragen hochgeklappt waren. Hätte cool aussehen können, wenn es nicht der Jackett- und der Hemdkragen nur auf der rechten Seite gewesen wären. Danke noch mal, EsPresto.
  • Die Aufteilung in zwei Veranstaltungsorte sorgte erstens dafür, dass die zwangsrekrutierten Kolleginnen und Kollegen permanent überlastet waren (danke noch mal, Birgit, Ralf und Anne) und zweitens bestand ständig die Gefahr, dass ein über die Dorotheenstraße hastender Konferenzteilnehmer unter einer Straßenbahn kleben blieb.
  • An die Person, die uns am Dienstagnachmittag wie ein kleiner Hund folgte und auf Nachfrage sagte, sie habe „was mit dem CCC zu tun“: Echtes Interesse ist was anderes.
    Auf die Frage „Was ist denn das Thema von diesem ALETHEIA-Projekt“ antworte ich „Naja, offiziell ist das Thema Semantische Föderation von umfassenden Produktinformationen“. Darauf dann wiederum wissend „Ah“ zu antworten und dann zu fragen, ob das was mit Föderalismus zu tun hat, wirkt eher ungünstig. Dass du später am Abend auch noch davon geschwärmt hast, dass das Internet ja auch so viele neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnet (wir schreiben 2009, ich wiederhole mich!), mag am Sekt gelegen haben und du bist ja auch schnell umgeschwenkt, als wir sagten „Du meinst das Semantic Web?!“ Aber der CCC sollte sich für so was echt schämen.
  • Der Abendempfang war wie jedes Jahr: Essen geht so bis schlecht, Nachtisch super (Kürbismousse mit Minzsahne), kein Bier weit und breit und immer die gleichen Gesichter.

IT-Wunschdenken

Dass seit Erfindung der Höheren Programmiersprachen die Informatik nach einem Weg sucht, riesige Softwarepakete auf Knopfdruck mehr oder weniger automatisch zu erzeugen, treibt uns ja alle an. Aber die Beschreibung der hier an der FU präsentierten Diplomarbeit „Prototypical Implementation of an SOA Business Software Design Environment“ hört sich doch ziemlich Banane an:

Es geht zusammengefasst um eine Methode, mit deren Hilfe man aus einer Geschäftsidee systematisch Modelle erzeugt, die mit Unterstützung durch ein informationstechnisches System in eine serviceorientierte Software umgewandelt werden kann.

Für Laien ausgedrückt heißt das, ich brauche nur noch eine Geschäftsidee. Die stecke ich dann oben in die Maschine rein und unten kommt – so fern ich die richtigen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge drücke – eine komplette Webanwendung rausgepurzelt. Wir können halt doch Wunschmaschinen bauen …