Archiv der Kategorie: kotzen

Partnersuche für Nerds

Wie oft findet man doch unerwartet Perlen des Webs an Orten, wo man nie danach gesucht hätte. Ich stelle vor: heisetreff, die Kleinanzeigenseiten des Heise-Verlags, und dort die Rubrik "Bekanntschaften". Nun ist der Heise-Verlag ja bekannt dafür, beispielsweise das heilige Blatt (sprich c't) und das noch heiligere Blatt (iX) herauszugeben und man möchte meinen, dass so eine Seite für Kleinanzeigen von recht seriösen Leserinnen und Lesern frequentiert wird. Doch in welch Abgründe stößt (hihi, Entschuldigung) man dort vor:

Welche Sie möchte mit mir erotische e-mails und bilder austauschen. mehr später nicht ausgeschlossen. ich bin gebunden aber sexuell nicht ausgelastet.

[…] schlank, sportlich, gut gebaut (überall),rasiert […]

Paar gepflegt und gut aussehend, sie große OW, sucht ungebunden Dauerhausfreund […]

 Das wirft ein ganz neues Licht auf die Nerds. Da scheint es unter der hornbrilligen Oberfläche ja richtig zu dampfen und zu knistern. Wenn das Mutti wüsste …

Tausend mal probiert

… tausendmal ist nichts passiert. Als ich in den Osten rübermachte, wusste ich ja noch nicht, dass die Telekom fast ganz Pankow gnädigerweise mit brandheißer niegelnagelneuer Technik – sprich Lichttelefon oder Glasfaserkabel – ausgestattet hatte, wahrscheinlich um die Jahrzehnte kommunikationstechnischen Mittelalters in der DDR wiedergutzumachen.

Als dann die Freunde und Kollegen mit den Bandbreitenschwanzvergleichen anfingen (meiner hat ein Megabit, und deiner?), wollte ich natürlich nicht hintanstehen. Ich stellte aber sehr schnell fest, dass die Telekom zwar testweise noch viel viel mehr Daten durch die Glasfaser pumpen konnte, aber die Umrüstung der OPAL-Technologie für DSL natürlich für ein paar Zonenseppel, Westflüchtlinge und Ex-Bonzen rausgeschmissenes Geld sei. Es gibt doch ISDN.

Da das noch nicht erniedrigend genug war, fingen bald alle Provider an, die Nation – oder den Teil, der schon DSL hatte – flächendeckend mit Flatrates einzudecken, bis auch der letzte Dorftrottel Tante Inges Urlaubsfotos oder Ferkelfilme in HDTV-Auflösung quasi kostenlos auf seinen Dampfcomputer herunterladen konnte. Währenddessen saß ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Informatik-Fachbereiches an einer großen Berliner Universität zu Hause und freute mich wie ein Schneekönig, wenn ich nach drei Stunden endlich fünfzig Online-Abgaben einer Praktikumsaufgabe zu Hause hatte, die ich dann korrigieren konnte. An nächtelange Unreal-Tournament-Sitzungen oder Filesharing durfte ich nicht einmal mehr denken, nachdem ich mir einen ISDN-Router gekauft hatte, der ab und zu mal nicht abschaltete und mir dann eine Telefonrechung von dreihundert Mark bescherte. Schneller und kostengünstiger war der Transport von Daten mit CD/RW von zu Hause, nur war auch die Latenzzeit ungleich höher.

Um wenigstens der Kostenfalle zu entgehen, machte ich mich auf die Suche nach einer ISDN-Flatrate. Die gab es bei der Berlikomm, also flugs den Antrag ausgefüllt und abgeschickt. Ich bekam auch postwendend eine Antwort: Die RegTP habe der Telekom erlaubt, die legendäre „letzte Meile“, also das Stück Leitung zwischen dem Kunden und dem nächsten grauen Kasten, für einen Wucherpreis an die Reseller zu vermieten. Deshalb rechne es sich für die Berlikomm nicht, mir einen Anschluss zu verkaufen. Schluchzend brach ich über dem Brief zusammen, wohlwissend, dass ich nie, nie wieder von der Telekom loskommen würde.

Verbittert saß ich eines Abends am Küchentisch, als sich meinem Haus zwei Lichtgestalten näherten. Sie gingen von Tür zu Tür, um die frohe Botschaft zu verkündigen: Ein Engel namens Alice habe ein Einsehen und würde mir einen 6-Megabit-DSL-Anschluss mit Flatrate und Telefon für unter fünfzig Euro verkaufen. Wutentbrannt schleuderte ich ihnen entgegen, dass die Telekom selbst dieses Haus, ja den ganzen Bezirk verflucht habe und wir dank der Glasfaserschlinge um unseren Hals niemals entkommen würden, aber die Boten des Engels hielten mir entgegen, dass Alice ja „eigene Leitungen habe“ und ich deshalb getrost den Erlösungsantrag unterschreiben solle.

Was soll’s, natürlich hatten Jenni und Schnupsi, oder wie sie heißen, völlig daneben getippt. Die Telekom wollte mich nicht gehen lassen, Alice hatte gar keine Leitungen und in meinem Herzen war es dunkler als je zuvor. Weil ich aber in meinem Schmerz nicht alleine sein wollte, trat ich der fantastischsten Bürgerinitiative der Welt bei – DSLnachPankow. Die hatten immerhin erreicht, dass eine Firma namens Maxxtelekom ihr DSL-Funknetz ausgerechnet in Pankow als erstes aufbauen sollte.

Leider ist auch der nächste Wimax-Sendemast in der Grabbeallee und in absehbarer Zeit keiner geplant. Auch zu den Alice-Menschen habe ich inzwischen Abstand genommen und lasse keine mehr ins Haus, stattdessen schicke ich ab und zu einen Online-Antrag hin, der mit schöner Regelmäßigkeit abgeschlagen wird („Leider können wir Ihnen zur Zeit …“). Aber jetzt hat mein Freund Henrik, der um die Ecke wohnt, doch tatsächlich eine Zusage der T-Com, dass er bis zum 4. 9. DSL im Haus hat. Die Technik haben sie ihm schon geschickt. Ich versuche es jetzt auch noch einmal:

Sehr geehrte Kundin,
sehr geehrter Kunde,

vielen Dank fuer Ihre Bestellung. In den naechsten Tagen erhalten Sie die schriftliche Auftragsbestaetigung per Post. Wir wuenschen Ihnen viel Spass mit T-Online.
Mit freundlichen Gruessen
Deutsche Telekom AG, T-Com

Sollte das nichts mehr werden, hätte ich eine Doppelhaushälfte in schöner Ruhiglage zu verkaufen. Dann gehe ich zurück in den Westen.

Irgendwas läuft falsch bei Web 2.0

In meiner verwaisten Reihe „Du bist Web 2.0“ ein Verweis auf Telepolis, wo sich Erich Klepptenberger ganz gemein über Web 2.0 lustig macht:
Die berauschenden Möglichkeiten von Web 2.0

Zitat:

In der Columbia-Halle in Berlin findet die „Deaf con 2.0“ statt, dort dozieren die Gründer von Kugelschreibrr.com im Wechsel mit McKinsey-Beratern und Cheftechnikern von der Deutschen Telekom über „Wisdom of the masses“, „Push 2.0“ und „Disruptive Technologien“. Auf dem abendlichen Get together steckt man sich Salzstangen die Ohren und lauscht von Till Brönner gesampelten Retromixes von „Lets stick to gether“.

Heute morgen in der S-Bahn

Richtung Wannsee, Anzugträger um die 40, wichtig am Mobiltelefon: „Du, wär schön, wenn du meinen Rechner schon mal hochfahren könntest. Ich hab ein neues Password jetzt, das steht auf einem Zettel, der am Monitor klebt. Dann kann ich mal schnell eine Sekunde lang schauen, ob eine bestimmte Mail gekommen ist.“

Wie Lutz Suhrbier gestern beim Infotag „Sicherheit für XML-Anwendungen“ schon sagte, das schwächste Glied in einer Kette von IT-Sicherheitstechnologien ist immer noch der Mensch. Eigentlich habe ich schon darauf gelauert, dass er dem Kollegen das Passwort am Telefon durchgibt. Schade!

Moderner Aberglaube II

Schreckliche Dinge existieren nur, so lange in Zeitung, Fernseh und Radio darüber berichtet wird. So gibt es schon lange nicht mehr:

  • AIDS
  • Rinderwahn
  • Big Brother
  • Computerviren

… und bald ist auch die vermaledeite Vogelgrippe endlich ausgerottet.

Trübes Wasser im Think Tank

So so, wir sind also die intelligentesten Menschen der Welt. Das will mir nicht in den Kopf.

Beobachtungen meiner Umgebung schon auf dem Weg zu meiner Arbeitsstätte überzeugen mich tagtäglich davon, dass diese Studie nur ein großer Hoax sein kann. Wer hat die eigentlich in Auftrag gegeben? Die Bundesregierung im Rahmen der unsäglichen „Du bist Deutschland“-Kampagne über diverse dubiose Finanzkanäle, damit’s nicht so auffällt?