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Das Letzte Heimelige Haus nördlich der Spree

KuckuckEin Nachtrag zu meinem Pecha-Kucha-Vortrag, als Eintrag zum Thema „Ein Traum vom Leben“. Eigentlich wollte ich den Herrn der Ringe zitieren, weil mein Traum von Gemeinschaft ungefähr dem Bild entspricht, was ich mir seit dreißig Jahren von Bruchtal, auch Imladris oder Rivendell genannt, mache:

„Frodo war nun in Sicherheit im letzten heimeligen Haus östlich der See. Dieses Haus war, wie Bilbo schon vor langer Zeit berichtet hatte, ‚ein vollkommenes Haus, ob du nun essen oder schlafen möchtest, Geschichtenerzählen und Gesang gern hast oder am liebsten nur sitzen und nachdenken willst, oder eine schöne Mischung von allem vorziehst‘. Das bloße Dortsein genügte, um Müdigkeit, Furcht und Traurigkeit zu heilen.“

J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe, Bd. 1 „Die Gefährten“, S. 274.

 

Anti-Alptraum

Gewiss, uns allen sind diese Träume bekannt, in denen man schrecklichsten Gefahren und tiefsten Ängsten begegnet und dann schweißgebadet und am ganzen Körper unkontrolliert zitternd zu erwachen. Haben wir alle schon gehabt, haben wir alles schon erlebt. Und das Gegenteil?

Diese Nacht war anders. Ich stand – alle meine Freunde um mich versammelt, vor meiner Haustür und suchte nach dem Schlüssel, um uns alle hereinzulassen. Gerade noch hatten wir auf einer Party munter gefeiert, erwartungsvolle Gesichter blickten mich an – wann können wir eintreten? Den eigentlichen Hausschlüssel, also das Original, musste ich wohl drinnen vergessen haben, aber glücklicherweise fiel mir noch ein, dass ich ja vor kurzem einen Nachschlüssel hatte anfertigen lassen.

Er war aus Fleischwurst. Jawohl, ich hatte einen Nachschlüssel aus Fleischwurst in der Tasche, rosa, fettig, aber dem Original so fein nachgearbeitet, dass er wohl passen sollte. Ich zeigte ihn im Freundeskreis herum und unter großem Gekichere und Gejohle versuchte ich, den Wurstschlüssel in das Türschloss zu zwängen. Natürlich brach er ab, aber der ganze Vorgang gestaltete sich derart komisch, dass wir allesamt in haltloses Gelächter ausbrachen.

Dann erwachte ich, immer noch leise in mich hineinkichernd. So etwas ist mir aber wirklich noch nie passiert Рdas Gegenteil eines Alptraums, einer, aus dem man fr̦hlich aufwacht. Das k̦nnte mir ruhig ̦fter passieren.

Die fetten und süßen Jahre

Es war schon im Morgengrauen, als die Festlichkeiten auf der Mittelmeerinsel sich langsam, aber unerbittlich dem Ende zuneigten. Die Einwohner der Insel uns ausgewählte Touristen, darunter auch Jenni L. und ich, waren eingeladen, das auf der Strandpromenade aufgebaute Büffet zu plündern und sich die Teller noch einmal mit den schönsten Kostbarkeiten zu beladen.

Allerdings waren die eher „leichten“ Speisen schon längst gegessen, was übrig blieb, waren vor allem fett- und zuckerhaltige Dinge. Dort türmten sich noch knusprige braune Hähnchenschenkel, Schokoladenkuchen, Sandwiches, zwischen deren Brotscheiben vor allem triefende ausgebratene Speckscheiben Platz fanden und Desserts, deren bloßer Anblick einen schon um mehrere Kilo zunehmen ließ. Jenni und ich, wir ließen uns aber nicht davon abhalten, ein um das andere Teil auf unsere Teller zu packen, ja, es entstand schon ein kleiner Wettbewerb, wer wohl die meisten Köstlichkeiten sichern könne.

Es ging so lange gesittet zu, bis wir den Grill entdeckten, auf dessen Rost sich eine einzelne Scheibe köstlich duftenden Bacons befand. Nach einigen Minuten unwürdigen Hin- und Hergezerres beschlossen wir, unterstützt von einem der herbeigeeilten Küchenhelfer, die Scheibe horizontal zu teilen. Da ich jedoch bemerkte, dass die von Jenni ausgesuchte obere Hälfte viel größer war als meine, brachte ich durch lautes Protestieren den Koch dazu, den Speck vertikal zu zerteilen. Als er gerade sein Tranchiermesser ansetzen wollte …

… wachte ich auf. Jetzt habe ich den ganzen Morgen diesen Speckgeruch in der Nase.

Ich bin wieder hier

Schachtdeckel

Im EC 173 von Dresden nach Berlin. Was mir so die letzten Tage durch den Kopf ging und jetzt gerade geht und wofür mir dazumal die Zeit fehlte, es durch Mikro- oder Makroblogging in die Welt zu posaunen, ich schreibe es hier und publiziere es heute abend in Berlin:

  • Ich liebe Dresden. Oder vielleicht eher: Ich bin verliebt in Dresden. Wenn ich – beispielsweise in dieser Ausstellung vor zwei Jahren im Hausmannsturm – mir klarmache, wie kaputt diese Stadt 1945 war und wie wunderschön sie mittlerweile aussieht, bricht es mir jedes Mal ein bisschen das Herz. Ãœberall in der Stadt sind noch die Narben zu sehen, mit den sozialistischen Prachtbauten aus den Siebzigern (innen vermutlich ähnlich asbestös wie unser Palast der Republik) nur marginal übertüncht. Und doch scheinen sie es in Dresden geschafft zu haben, der Stadt ein Stück der alten Herrlichkeit zurückzugeben.
  • Auch die Einwohner scheinen sich einfach mehr um ihre Stadt zu kümmern. Aber in punkto Sauberkeit schneidet ja jede Stadt in diesem Land besser ab als Berlin, wo man irgendwie gleichgültig und vielleicht sogar ein bisschen stolz ist auf die Schludrigkeit, den Dreck und die Schmierereien. Anders lässt sich der Erfolg von Liedern wie „Schwarz zu Blau“ für mich nicht erklären.
  • Sächsisch ist immer noch der unerotischste Dialekt im ganzen Land. Die Dresdnerin kann noch so heiß aussehen, wenn die Gosche aufgeht und diese Ursprache von der Elbe rauspurzelt, ist es vorbei.
  • Die jungen Dresdner sehen doch alle recht bleich aus, oft auch mager und mit Ringen um die Augen oder vielen Pickeln im Gesicht. Es muss am Wetter oder der Ernährung liegen.
  • In Dresden kann man sein Fahrrad sogar im Bus mitnehmen. Allerdings, wie mir glaubhaft versichert wurde, erst nach neunzehn Uhr. Ich sah das aber am hellichten Tag. Dresden ist überhaupt eine Radfahrerstadt, was mich erstaunte ob der Hügeligkeit des gesamten Stadtgebiets.
  • Ich habe es wieder nicht geschafft, mit einer der Seilbahnen zu fahren. Obwohl man die mit der Tageskarte benutzen kann.
  • Ich sah kurz vor meiner Abreise einen jungen Mann seinen Döner mit der Gabel essen. Seinen Döner. Mit einer Plastegabel.
  • Das funkelnagelneue Hotel direkt zwischen Bahnhof Mitte und der ehemaligen Tabakfabrik „Yenidze„, die aussieht wie eine Moschee liegt war zentral und ist supersauber. Aber wenn morgens der erste Blick aus dem Fenster auf die Geleise fällt, dahinter die Gewerbeversion eines Plattenbaus WBS 70, bekommt man doch einen leichten Ästhetikschock. Und dem holländischen Rentnerpaar nebenan beim Versuch zuzuhören, dem erkalteten Liebesleben durch die Neuanordnung der Zimmereinrichtung noch mal Schwung zu geben, ist auch nicht so der Hit am Abend.
  • Wie immer hat der Zug auf der Rückfahrt von Wien kommend mindestens zwanzig Minuten Verspätung, weil die Tschechen ihn einfach nicht gehen lassen wollten. Und neben mir packt ein Typ sein 17-Zoll-MacBook Pro aus, ich verliere den Geschlechtsteilgrößenvergleich um 3,7 Zoll. Außerdem schaut er einen lustigen Film, der ihn dauernd, aber immer völlig unvermittelt um Auflachen bringt, wobei ich mich jedes Mal fürchterlich erschrecke.
  • Och nö, er guckt auch noch „The Big Lebowski“, wie ein schneller Seitenblick ergibt. Als ordinierter dudeistischer Priester müsste ich jetzt einschreiten und das stoppen. Wohnt bestimmt im Prenzlberg.
  • Ich liebe Bahn fahren. Und alle kommerztriebgesteuerten Anstrengungen der Bahn, mir das auszutreiben, sind bislang fehl geschlagen. Einer meiner Träume ist noch immer eine Bahncard 100.

Fazit: Tut mir Leid für dich, Hamburg, alte Elbgurke, aber wenn ich mir einen anderen Wohnort als Berlin aussuchen müsste und die Familie mitkäme – ich würde im Moment frischverliebt nach Dresden ziehen.

Update: Fotos sind da .

In der Einsamkeit der Nacht

Für den in der Nachtschicht, zu singen nach der Weise „Nightshift“ von den Commodores.

Berge (Berge), you were a friend of mine
And you could snipe the heads
Of three men in a line

Berge (Berge), he often caused me pain
Now we play all alone
Beat up by Make-My-Day

Teamspeak to me, so you can see, what’s goin‘ on
Say you will join our ranks to kill s’more, kill s’more

Gonna be some sweet sounds
Comin‘ down, on the nightshift
I bet you’re sitting there
Oh, I’ll bet you save a prayer
Gonna be a long night, it’s gonna be alright, on the nightshift
You found another home,
I know you’re not alone, on the nightshift, oooh
One day you’ll play again,
Connect to the server then, on the nightshift

Berge, oooh, hey what you doing now
It seems like yesterday, when we were camping out
Berge, oh, you set the world on fire
Your flashbangs blinded us
Your stats kept rising up, higher and higher
Keep it up, and we’ll be there, at your side
Oh, say you will, shoot your colt
For evermore, evermore, evermore

Das Original findet man hier.

Was tun am Wochenende?

Schon eine Woche her: Wir gehen in den Zirkus und sehen uns unsere eigenen Kinder in der Manege an. Träumen davon, den Bürojob an den Nagel zu hängen und auch mit einem Wohnwagen herumzufahren, irre Stunts zu drehen und ganz allgemein eine Menge stressigen Spaß – oder spaßigen Stress – zu haben.

Zirkus

Ganz vielen Dank an die tollen Trainer vom Circus Tausendtraum. Das Projekt war das Beste, was ich jemals an dieser Schule erlebt habe!

Wunschdenken

Jedes Wort sitzt wie angegossen. Aus Hirn und Fingern perlen Weisheiten und fröhliche kleine Bonmots und strömen auf zauberische Weise auf dem Wege der elektrischen Kraft in das Tagebuch. Tausende und Abertausende Leserinnen und Leser hängen wie gebannt vor den Kathodenstrahlröhren und Flachbildschirmen und fiebern der nächsten literarischen Eruption entgegen. Kommentare loben die Eloquenz des Autors, seine Fachkompetenz, seinen Sinn für Humor. Einige wenige melden auch Kritik an, ja, aber doch so verhalten und demütig, dass sie wie ein weiteres Lob wirkt. Verweise aus allen Ecken und Winkeln des Netzes lenken alle diejenigen auf die so wertvollen Seiten, die bislang noch nicht die Möglichkeit hatten, sich von den Zeilen des weisen Autors erleuchten und inspirieren zu lassen.

Oder aber dieses Blog. Na gut.

Extraktion

Die Rekonvaleszenz nach schmerzhaften Zahnbehandlungen gestaltet sich mitunter mühsam, aber auch mit interessanten Beigaben. So träumte ich mir gestern Nacht einen genialischen Thriller zusammen.

Es begann mit einer Fluchtszene, in der ich – zu Unrecht im Gefängnis, quasi Prison Break, nur irrer – als Mönch und meine Fluchthelferin als Nonne verkleidet, mit einem in eine rote Decke eingewickelten Baby (auch Teil der Tarnung) versuchten, das Gefängnis zu verlassen. Kurz vor dem Tor entdeckte uns der Gefängniswärter und beauftragte einen Wachhabenden, das obskurerweise nur hüfthohe Tor zu schließen. Mit letzter Kraft gelang es uns – inklusive Baby – das Tor zu überklettern und uns durch die Vorgärten der an das Gefängnis anschließenden Einfamilienhaussiedlung zu schlagen.

Ãœberblende zu unserem Fluchtversteck. Die Tatsache, die mir von der Gegend, wo wir uns dann verbarrikardierten, noch am stärksten im Gedächtnis bleibt, ist, dass es sich um – Moment – ein Strahlenschutzgebiet innerhalb eines Strahlenschutzgebiets innerhalb eines Strahlenschutzgebiets handelte. Also sozusagen ein dreifach geschachteltes Strahlenschutzgebiet. Was auch immer das ist. Dort fanden wir einen Bunker vor, sorgfältig in den Wald eingebettet. Als ich den Bunker betrat, fand ich dort zu meiner großen Ãœberraschung eine Erwachsenenbildungsklasse, vielleicht Volkshochschüler, in Aufgaben unbekannter Art vertieft. Hier endete mein Traum.

Heute probiere ich es mal mit Ibuprofen.