Was tun am Wochenende?

Wir verkaufen die zwei Jüngeren an Oma, ermahnen die zwei Älteren zu gutem Benehmen trotz elterlicher Abwesenheit und begeben uns ins Kloster, bei hervorragendem Essen, viel Herumwandern, Fotografieren und Zweisamkeit genießen. Und irgendwann stellen wir überrascht fest, dass es seit der Geburt des Ältesten vor 19 Jahren das erste Mal ist, dass wir zu zweit gemeinsam verreist sind.

Drei

Neustart

Leider sind die wenigen Artikel, die ich nach dem Umzug dieses Blogs noch schrieb, im Nirvana zwischen dem Hoster und meinen verschiedenen Servern verschwunden. Es tut mir herzlich leid.

2014 in Absätzen

Bei Steffen und Kiki habe ich das wiedergefunden – ein Anlass, den rostigen alten Blogmaschinenmotor mal wieder anzuwerfen. Also, so war 2014:

1. Zugenommen oder abgenommen?

Nicht abgenommen. Irgendwie pegle ich mich immer um einen Wert ein, den ich vor lauter Scham hier nicht nennen möchte.

2. Haare länger oder kürzer?

Gleichlang wie immer – aber oben immer weniger, während in Folge einer unerklärlichen Haarwanderung an anderen Stellen überbordend Haare sprießen. Das sind vermutlich Alterserscheinungen.

3. Mehr bewegt oder weniger?

Nachdem ich eines Morgens nach unrihigen Träumen mit einem Schulterschmerz nicht von schlechten Eltern erwachte, nahm ich das Projekt „Mehr Bewegung“ in Angriff, zumal ich eine Weile lang nicht mehr Radfahren konnte. Normalerweise bin ich in der Woche um die 100km auf dem Rad unterwegs. So musste ich dann auf Rückenübungen ausweichen, bei der mich die Wii samt Balancebrett gar nicht schlecht unterstützten. Mittlerweile fahre ich wieder Rad, denke aber über Schwimmen nach – das empfahl mir der Physiotherapeut.

4. Der hirnrissigste Plan?

Ich habe überlegt, die Religion zu wechseln. Nach dem Ärger mit dem iOS-8-Update, das zu Anfang problemlos erschien, später aber doch immer mehr Seltsamkeiten zeitigte und seltsamen Akku-Allüren meines iPhone 4S war ich drauf und dran, zu Android oder Windows Phone zu konvertieren. Ich bin dann aber in mich gegangen und halte jetzt mit dem alten Gerät aus, das sich wieder berappelt hat.

5. Die gefährlichste Unternehmung?

Einen Laster auf der schwedischen Autobahn zwischen Malmö und Göteborg zu überholen, der dann selbst zum Überholen eines weiteren Lasters ansetzte, als ich direkt neben ihm fuhr. Blitzentscheidung: Auf die Tube oder in die Eisen? Ich wählte die Tube (und die Hupe).

6. Die teuerste Anschaffung?

Ich brauche ja nichts. Aber das Rumgedaddel im Bett auf dem mikrokopisch kleinen Bildschirm des iPhones nervte mich irgendwann so, dass ich ein iPad anschaffte. Auch wenn es anatomisch unmöglich scheint: Meine Augen konnten aufatmen!

7. Das leckerste Essen?

Das Dessert auf der Betriebsweihnachtsfeier war Klasse.

8. Das beeindruckendste Buch?

Nachdem ich damit begonnen hatte, mir langweilige Meetings durch Rumgekritzel und kleine Witzbildchen interessanter zu gestalten, stellte ich irgendwann fest, dass ich mit Bildchen viel lieber und lustiger Protokoll führen konnte. Dann fand ich heraus, dass es für solche Mitzeichnetechniken natürlich schon einen Namen und Blogs und Bücher gibt: „Sketchnoting“. Dann habe ich das „Sketchnote Handbook“ von Mike Rohde gekauft und war hin und weg.

9. Der beste Sex?

Äh.

10. Der ergreifendste Film?

Ich gehe ja nie ins Kino, aber als AFOL (Adult Fan Of Lego) habe ich mit der Familie zum Geburtstag des Jüngsten den Lego-Film gesehen. Der war fantastisch. Schon die ganzen Anspielungen für Fans – das Haus der Eltern von Bad Cop, das eines der ersten Haus-Sets aus den Neunzigern ist, der Seitenhieb auf Fabuland (eine der bescheuertsten Reihen, die Lego jemals rausbrachte) und und und.

11. Die beste CD bzw. der beste Download?

Nach zwei eher mittelmäßigen Alben ist das aktuelle von den Counting Crows das Beste seit „August And Everything After“.

12. Das schönste Konzert?

Die Counting Crows. Im Gegensatz zu den Großkonzerten, die ich so in den letzten Jahren mitgemacht habe, war das nicht so unpersönlich, mit Riesenbühne und Zehntausenden von Fans. Stattdessen stand ich in der Neuen Welt vorne Mitte und

13. Die meiste Zeit verbracht mit …?

Dem unsäglichen WDR-Projekt. Fragt nicht.

14. Die schönste Zeit verbracht mit …?

Kleinen Spaziergängen mit der Frau.

15. Vorherrschendes Gefühl 2014?

Es wird langsam.

16. 2014 zum ersten Mal getan?

Elektrogitarrenunterricht genommen. Nur eine Stunde, aber ich will dranbleiben. VW-Bus gefahren.

17. 2014 nach langer Zeit wieder getan?

AD&D-Computerrollenspiel gespielt. Nachdem Baldur’s Gate für iOS rauskam, bin ich gerade wieder voll im Fieber.

18. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Auf die linke Schulter, also die Probleme mit der linken Schulter (ohne Schulter geht es vielleicht nicht so gut). Auf Autofahren in Berlin. Auf den Schlaganfall meines Vaters.

19. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

20. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Die Entscheidung, dieses Jahr mit der Familie die Kiel-Göteborg-Fähre nach Schweden zu nehmen. Wir kamen uns vor wie auf einer Kreuzfahrt. Aufstehen und schlaftrunken in der Morgensonne in die felseninselgesprenkelte Hafeneinfahrt von Göteborg einzulaufen – unbezahlbar.

21. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

10218.

22. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Ich will mit dir alt werden.“

23. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Ich will mit dir alt werden.“

24. 2014 war mit einem Wort …?

Durchwachsen.

Tempelhofer Feld

Eigentlich ist es mir ehrlich gesagt brennend egal, was mit dem Exflughafen in Südberlin passiert. Viel wichtiger für uns ist hier oben die dringende und endgültige Abwicklung von Tegel.
Aber ich habe Freunde, Freunde tief unten. Und diese Freunde, obgleich sie ganz unterschiedlicher Herkunft und politischer Ausrichtung sind und auch ganz unterschiedliche Interessen haben, sind allesamt dafür, das Tempelhofer Feld in seiner Form zu erhalten. Alle. Und für die gebe ich Sonntag meine Stimme. So.

Kirschblütenniemandsland

Kirschblüte

 

Jeden Morgen führt mich mein Arbeitsweg über die Grenze zwischen Pankow und Wedding, also in alten Zeiten zwischen Ost und West. Hinter dem S-Bahnhof Wollankstraße stehen Dutzende von Kirschbäumen, die nur einige Tage im Frühjahr wie entfesselt blühen.

Dieses Jahr hatte ich die große Kamera dabei, um die Blütenpracht aufzunehmen, bevor sie wieder wie Schnee auf den Boden rieselt und bald zwischen Hundekacke und weggeworfenen Elektrogroßgeräten verschwindet. Dabei unterhielt ich mich mit jemandem, der mir die Geschichte der Bäume erzählte – sie waren eine Spende japanischer Bürger nach dem Mauerfall. Er selbst sei damals mit seinem noch kleinen Sohn immer mit der Gießkanne zu den Bäumen gezogen, um sie zu wässern.

A world of trials,
and if the cherry blossoms,
it simply blossoms

Kobayashi Issa

Was geht (gar nicht) im Netz?

Von Frank kam die freundliche, aber bestimmte Einladung, doch mal wieder was zu schreiben, und zwar auf eine Einladung der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft zum Thema: Drei Dinge, die für Kommunikation im Netz (gar nicht) gehen. Vielen Dank für die Vorlage, hier meine Top Drei:

1. Vergiss nie, dass du mit Menschen kommunizierst

Ich weiß, wir Informatiker neigen gerne dazu, „User“ als seltsame Wesen zu betrachten, oft irrational, leicht beleidigt und viel schwieriger im Umgang als unsere Rechner. Nichtsdestotrotz scheint – gerade in Foren, aber auch im Mailverkehr, bei Kommentaren und anderen – bei vielen, eigentlich im normalen Alltag recht umgänglichen und höflichen Menschen, irgendetwas auszusetzen, wenn sie sich an den Rechner setzen. Nach dem Motto „im Internet weiß keiner, dass du ein Hund bist“ vergessen wir (ich nehme mich da gar nicht aus) allzu oft sämtliche Regeln der Kommunikation. Also lautet meine Regel Nummer Eins:

Wenn du etwas schreibst, dann mache das so, als würdest du den Menschen, die das lesen, gegenüber sitzen.

Oder gegenüber stehen. Oder denke zumindest daran, dass dir jemand antworten könnte, der nicht deiner Meinung ist. Wenn am anderen Ende der Leitung Menschen sind, die auch mal einen Spruch vertragen können (also z.B. auf Twitter), dann kannst du natürlich anders sprechen als mit Menschen, die vieles in den falschen Hals bekommen (also z.B. auf Facebook).

2. Denken, drücken, tippen

Den Leitsatz „Denken, drücken, sprechen“ habe ich noch aus meiner Zeit beim bewaffneten öffentlichen Dienst, Funkerausbildung behalten und er ist 1:1 auf Netzkommunikation anwendbar. Durch die Geschwindigkeit, mit der ich reagieren, kommentieren, einen Reply schreiben kann, neige ich öfter als in der mündlichen oder schriftlichen Kommunikation zu Schnellschussreaktionen, die in anschließenden mühseligen Erklärungen und Zurückruderungen ausarten. Wenn mich also etwas ganz furchtbar aufregt, schlafe ich eine Nacht drüber oder mache erstmal was ganz anderes und anschließend reagiere ich.

Und wenn dann wirklich mal etwas Unausgegorenes von dir im Web steht, kannst du es oft sogar noch korrigieren. Das macht auf jeden Fall einen guten Eindruck.

3. Erzähle keinen Quatsch

Gerade unter Bloggern wird ja gerne gegen die Printjournalisten gewettert, aber gegenüber dem herkömmlichen Journalismus wird hier „bei uns im Netz“ eine sorgfältige Recherche und Quellenangabe anscheinend oft als überkommene, spießige Tradition irgendwelcher Druckerschwärze-Hinterwäldler abgetan. Wenn Firma XY angeblich YZ gemacht hat, weil jemand das auf Twitter behauptet, dann wird das ja wohl schon so stimmen, dann schreie ich mal gleich mit auf und trage mein Quäntchen zum großen Shitstorm bei. Peinlich wird es auch hier – wie bei Punkt 2 – wieder, wenn später rauskommt, dass die Informationen gar nicht stimmten.

Wenn du mal Quatsch erzählen willst, dann tue das auf großartige Weise und mit voller Absicht. Es wird dann zwar immer Menschen geben, die dich Ernst nehmen (siehe zum Beispiel die Kommentare zu diesem Beitrag auf dem Postillon), aber das ist deren persönliches Einzelschicksal.

Zu guter Letzt aber vielleicht das Wichtigste:

Nimm selbst dich nicht zu Ernst.

Was tun am Wochenende?

Es ist quadratisch und praktisch – sieben Ãœberseecontainer, ein Haufen Schrauben, ein motiviertes Team und schon steht mitten in deiner Stadt die Ritter-Sport-Schokowelt. In unserem Fall nicht in unserer Stadt, dort gibt es ja den festinstallierten Laden, aber immerhin in der kleinen Stadt südwestlich, wo alles schöner, teurer, aber auch viel kleiner ist als in Berlin. Also habe ich mich mit meinem Botschafterticket und der Älteren auf den Weg gemacht, um mir das anzusehen.

Schokowelt

Die SchokoWelt ist in Potsdam strategisch extrem günstig aufgebaut, sie befindet sich am Brandenburger Tor – also dem Brandenburger Tor von Potsdam, und damit am Ende der Haupttourismusmeile des Holländischen Viertels. Dementsprechend war es auch schon um 11 Uhr morgens unglaublich voll dort. Nachdem wir uns einen Weg durch die Touristenmassen gebahnt, meldeten wir uns für eine Besichtigung.

Chef vom Dienst

Der Chef vom Tag, Björn, zeigte uns alles, was sie da hatten – inklusive des sehr, sehr kleinen Büros mit beigeordneter Abstellkammer. Man muss sich das so vorstellen, dass der Kubus, der die SchokoWelt beherbergt, aus insgesamt sieben für diesen Zweck um- und ausgebauten Standardschiffscontainern besteht: Unten die Verkaufs- und Ausstellungsfläche, in der Mitte drei Container für Café, Werkstatt und das Büro und ganz oben ein einzelner Container (mehr war aus statischen Gründen nicht machbar), wo dann Schokoschulungen stattfanden, dazu noch ein Notausgang auf einen Balkon, an den die Feuerwehr „anleitern“ kann. Wird die Welt verladen, muss alles aus den Containern raus, was nicht niet- und nagelfest ist. Das ist zum Glück relativ wenig, weil sogar Tische und Stühle fest verschraubt sind. Dann werden die Container auf LKWs geladen und ab geht es in die nächste Stadt.

Der Chocolatier

Im Erdgeschoss schauten wir dem Chocolatier bei der Live-Zubereitung von Spezialsorten, die noch keines Menschen Zunge zuvor probiert hatte zu. Er schaffte es, neben der Schokoladenbereitung auch noch die zahlreichen Zuschauer zu unterhalten und Proben zu verteilen. Auf die Werkstatt haben wir verzichtet, da wir das schon kannten und unser Parkticket nicht so lange hielt. Dafür bekamen wir aber fünf exklusive Sorten mit auf den Weg, die nicht im regulären Handel erhältlich sind:

Fünf Jubelsorten

Das Traurige an der ganzen Sache ist ja, dass Potsdam schon die vorletzte Station der SchokoTour ist, dann darf sich das – trotz der Länge der Tour erstaunlich frische und freundliche – Team endlich ausruhen. Nächste Woche, vom 6.-9.9. ist die letzte Station in Hamburg an den Deichtorhallen, wo ich im Rahmen des Ritter-Sport-Botschaftertreffens auch noch mal dabei sein werde. Alle Hamburger und Hamburgbesucher haben also noch einmal die Chance, sich das Ganze in echt anzusehen. Für die andere verweise ich auf die Webseiten und auf meine kleine Fotoschau auf Flickr.

Ach noch etwas – da wir ohnehin schon süßwarenmäßig angefixt waren, haben wir auf dem Rückweg gleich noch einen Abstecher zur ebenfalls in Potsdam befindlichen Gläsernen Katjes-Fabrik gemacht. Man kann ja auch mal was anderes als nur Schokolade essen …

Prinzipien

Da gibt es einen kleinen Spieleentwickler, der für eine kleine, aber offensichtlich nicht ganz erfolglose Firma arbeitet. In seiner Freizeit entwickelt er – hauptsächlich aus Spaß an der Freude – ein nettes, kleines Spiel und verkauft das als iOS-App. Seine Firma wird, weil sie augenscheinlich interessant genug ist, für 210 Millionen Dollar von einer riesigen Spielefirma geschluckt, mit Haut, Haaren und allen Mitarbeitern. Als der kleine Entwickler mitbekommt, dass er wegen möglicher Interessenskonflikte nicht mehr an seinem kleinen Spiel weiterbasteln kann, beschließt er, den Buyout (so nennt man diese feindlich-finanzielle Ãœbernahme wohl) nicht mitzumachen und aus seiner Firma auszusteigen. Das vermutlich unter Verzicht auf einen sicheren Job mit guter Bezahlung.

Es gibt sicherlich Leute, die sagen „Der ist doch bekloppt“, ich würde sagen „Das imponiert mir“. Und lässt mich darüber nachdenken, wie käuflich ich eigentlich wäre. Hier die ganze Geschichte.