Was geht (gar nicht) im Netz?

Von Frank kam die freundliche, aber bestimmte Einladung, doch mal wieder was zu schreiben, und zwar auf eine Einladung der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft zum Thema: Drei Dinge, die für Kommunikation im Netz (gar nicht) gehen. Vielen Dank für die Vorlage, hier meine Top Drei:

1. Vergiss nie, dass du mit Menschen kommunizierst

Ich weiß, wir Informatiker neigen gerne dazu, „User“ als seltsame Wesen zu betrachten, oft irrational, leicht beleidigt und viel schwieriger im Umgang als unsere Rechner. Nichtsdestotrotz scheint – gerade in Foren, aber auch im Mailverkehr, bei Kommentaren und anderen – bei vielen, eigentlich im normalen Alltag recht umgänglichen und höflichen Menschen, irgendetwas auszusetzen, wenn sie sich an den Rechner setzen. Nach dem Motto „im Internet weiß keiner, dass du ein Hund bist“ vergessen wir (ich nehme mich da gar nicht aus) allzu oft sämtliche Regeln der Kommunikation. Also lautet meine Regel Nummer Eins:

Wenn du etwas schreibst, dann mache das so, als würdest du den Menschen, die das lesen, gegenüber sitzen.

Oder gegenüber stehen. Oder denke zumindest daran, dass dir jemand antworten könnte, der nicht deiner Meinung ist. Wenn am anderen Ende der Leitung Menschen sind, die auch mal einen Spruch vertragen können (also z.B. auf Twitter), dann kannst du natürlich anders sprechen als mit Menschen, die vieles in den falschen Hals bekommen (also z.B. auf Facebook).

2. Denken, drücken, tippen

Den Leitsatz „Denken, drücken, sprechen“ habe ich noch aus meiner Zeit beim bewaffneten öffentlichen Dienst, Funkerausbildung behalten und er ist 1:1 auf Netzkommunikation anwendbar. Durch die Geschwindigkeit, mit der ich reagieren, kommentieren, einen Reply schreiben kann, neige ich öfter als in der mündlichen oder schriftlichen Kommunikation zu Schnellschussreaktionen, die in anschließenden mühseligen Erklärungen und Zurückruderungen ausarten. Wenn mich also etwas ganz furchtbar aufregt, schlafe ich eine Nacht drüber oder mache erstmal was ganz anderes und anschließend reagiere ich.

Und wenn dann wirklich mal etwas Unausgegorenes von dir im Web steht, kannst du es oft sogar noch korrigieren. Das macht auf jeden Fall einen guten Eindruck.

3. Erzähle keinen Quatsch

Gerade unter Bloggern wird ja gerne gegen die Printjournalisten gewettert, aber gegenüber dem herkömmlichen Journalismus wird hier „bei uns im Netz“ eine sorgfältige Recherche und Quellenangabe anscheinend oft als überkommene, spießige Tradition irgendwelcher Druckerschwärze-Hinterwäldler abgetan. Wenn Firma XY angeblich YZ gemacht hat, weil jemand das auf Twitter behauptet, dann wird das ja wohl schon so stimmen, dann schreie ich mal gleich mit auf und trage mein Quäntchen zum großen Shitstorm bei. Peinlich wird es auch hier – wie bei Punkt 2 – wieder, wenn später rauskommt, dass die Informationen gar nicht stimmten.

Wenn du mal Quatsch erzählen willst, dann tue das auf großartige Weise und mit voller Absicht. Es wird dann zwar immer Menschen geben, die dich Ernst nehmen (siehe zum Beispiel die Kommentare zu diesem Beitrag auf dem Postillon), aber das ist deren persönliches Einzelschicksal.

Zu guter Letzt aber vielleicht das Wichtigste:

Nimm selbst dich nicht zu Ernst.

2 Gedanken zu „Was geht (gar nicht) im Netz?

  1. Thomas

    Zu 1. kann ich mich an eine (un)schöne Begebenheit, die ich in Deinem Facebook-Stream ausgelöst habe, erinnern. Dort würde sehr deutlich, dass in Facebook Menschen unterwegs sind, die auf Dinge, die im restlichen Internet durchaus o.k. Sind, sehr verstört reagieren. Tat mir damals sehr leid und zeigte mir, dass Facebook ein eigenes Medium ist, auf das man sich einstellen muss. (Vielleicht hättest Du auch dieses Ereignis im Hinterkopf, als Du obiges schriebst.)

    Im Hinblick darauf, dass in der Netzwelt gerne mal mit dem Schimpfwort „Qualitätsjournalistmus“ rumgeschmissen wird und für unsere Generation „Bild-Zeitungs-Niveau“ ein negatives Attribut ist, sehe ich ganz deutlich die Verantwortung bestehen, grundsätzliche Recherchen zu betreiben.

    Dafür, dass in Netzwelt gerne mal darüber gelästert wird, wenn von der nicht netz-/technikaffinen Mainstreampresse Humbug aus Agenturmeldungen oder Meldungen anderer Medien übernommen werden, wird wiederum zu gerne kritiklos retweetet oder repostet. Schade.

  2. Pingback: Blogparade der Enquete-Kommission: Es geht was! | Analoges und digitales Leben.

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