Archiv der Kategorie: kotzen

Es ist Frühling in der Stadt

Über die Alleen der Stadt karriolen entfesselte tiefergelegte Dreier-BMWs, die hauptsächlich von dem Umm-Tss, Umm-Tss des Subwoofers angetrieben werden. Auf den Teeniesammelplätzen trägt man das Beinkleid wieder in beliebiger Tiefe und auch Bauchfrei ist noch nicht aus der Mode gekommen, insbesondere nicht bei Damen jenseits der Dreißig mit den Gardemaßen AchtzigNeunzigAchtzig.

Es wird Zeit für meinen jährlichen feierlichen Heuschnupfensaisonbeginn.

Unterschichten des Webs

Youtube ist eine lustige Sache. Wenn man darauf verzichtet, die Kommentare zu den fröhlichen Videos zu lesen.

 “ loooL wie dumm und hässlich die is^^
die tut mir schon iwie leid, ich will die trotzdem iwie schlagn^^“

“ that totaly sukeed balls delete that horrifying sukky video“

Eigentlich ist es ja erst acht

Die Kinder sind ganz durcheinander und ich auch. Wer – außer der Außengastronomie, die durch die verlängerten hellen Abendstunden die Menschen angeblich in Scharen in die Biergärten und Ausflugslokale locken kann – braucht eigentlich die dämliche Sommerzeit? Ich bin so alt, ich kann mich noch daran erinnern, dass man uns diesen Temporalterror irgendwann in den Achtzigern aufs Auge gedrückt hat.

Es gibt – wie für alles – auch hier wieder einmal eine Initiative, schön paranoid („die EU zwingt uns“), mit Sueggestivfragen, Protestsong und allem Drum und Dran.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

„I want my DSL“ – die Odyssee nimmt kein Ende. Unsere Haustürklinke wurde mittlerweile von diversen fröhlichen Menschen blankgeputzt – zuletzt war Versatel da mit „Wir haben einen Techniker, der legt dann eine andere Leitung“ und dann „Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen …“. Q-DSL wollte auch und konnte nicht. Dabei gibt es nördlich der nächstgrößeren Straße und fünf Häuser weiter südlich von uns in derselben Siedlung schon Breitband.

Mein neuestes Hobby ist T-Com-Extrem-Anrufing. Seit vier Monaten läuft das so:  Magnus macht Online-Verfügbarkeitscheck. Magnus stellt fest: „Hmm, T-DSL 1000 geht, vorbehaltlich einer Prüfung durch Techniker vor Ort“. Magnus ruft T-Com an, beauftragt DSL-Anschluss. T-Com-Callcenterscherge sagt „Ja, wir beauftragen einen Techniker, zu prüfen, ob da DSL geht.“ Magnus wartet. Magnus wartet noch ein bisschen. Magnus ruft nach vier Wochen an und fragt mal nach. T-Com-Scherge sagt „Oh, da muss ich mal nachgucken, bleiben Sie dran“. T-Com spielt Fahrstuhlmusik vom Band. Magnus wartet. T-Com-Scherge sagt „Irgendwie ist der Auftrag storniert worden. Wir können das ja noch mal neu beauftragen.“ Magnus beauftragt DSL-Anschluss. Magnus wartet. Magnus wartet noch ein bisschen … und so weiter.

Heute habe ich dann wenigstens mal die eindeutige Aussage, dass laut T-Com-Callcenter DSL bei mir nicht geht. Aber ich habe den geheimen Geheimtrumpf im Ärmel – einen T-Punkt in Potsdam, der – wie mich meine freundliche Bürgerinitiative aufklärt – von den T-Com-Technikern sofort informiert wird, wenn in unserer Gegend jemand an DSL angestöpselt wird. Mal sehen. E-Plus-UMTS kostet auch nur 49,90 € im Monat für eine Flatrate, hat aber 24 Monate Laufzeit. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Der Schein trügt

Die neue Webseite unseres Instituts ist ganz nett geworden. Besonders gefällt mir das Bild links unten, das vermutlich Informatikstudenten zeigen sollte, die im begrünten Innenhof emsig arbeiten. Wenn man genau hinschaut, sieht das aber alles so komisch aus – die Bildschirminhalte, die Handhaltung …
Es sind keine Studenten, sondern Besucher auf der Langen Nacht der Wissenschaften. Und sie arbeiten auch nicht, sondern spielen – Trackmania im LAN. Deshalb auch die Hände auf den Cursortasten.

Wenn ich länger darüber nachdenke, zeichnet das Bild, so wie es aufgenommen wurde, eigentlich ein ganz realistisches Bild des Informatikstudiums heute. Ich sehe die jungen Leute in den Rechnerräumen auch nur noch websurfend und selbst in den Seminaren hat die Hälfte der Leute die Notebooks aufgeklappt und ans WLAN gehängt. Arbeiten oder Lernen tut da schon lange keiner mehr.

Kill your valentine

Als ich klein war, war der 14. Februar der 14. Februar, nichts weiter. Heute hat die Kommerzmafia diesen Tag  – genau wie seinerzeit Halloween – auserkoren, um die Menschen in diesem Land mit Hilfe eines schlechten Gewissens („Lieben Sie sich noch? Zeigen Sie es jetzt: mit einem Blumenstrauß, Pralinen, einem Abend im teuersten Hotel der Stadt oder einem nagelneuen Sportwagen.“) zu zwingen, Geld auszugeben. Und zwar viel Geld. Ich habe keine Lust darauf. Liebe ist nichts, was einmal im Jahr stattfindet, Liebe bedarf täglicher Aufmerksamkeiten, die auch nicht zwingend monetärer Natur sind.

Wie wäre es, wenn wir – so als anarchistischen Anfang des Protests – die beiden angelsächsischen Kommerzterrortage einfach tauschen? Zu Halloween drückt man der überraschten Nachbarin einen Blumenstrauß in die Hand, küsst ihren Mann auf die Wange und bewirft die marodierenden Kinderhorden mit rosa Stoffherzen. Heute dagegen wird das Gruselkostüm aus dem Schrank geholt (bei manchen reicht auch eine durchzechte Nacht) und dann gehts durch die östrogengeschwängerte Innenstadt – Sträuße zerfetzen, bei Hussel unter Androhung von Saurem die Pralinenvorräte plündern und zum Schluss alle Singles der Stadt zu einer zünftigen Valoweenparty zwecks Beziehungsanbahnung einladen. Mit Maske sieht man eh nicht, wen man da küsst.

Datenschutz – aber bitte nur für meine Daten!

Nachdem Arne und ich neulich schon anregend darüber gesprochen hatten, warum man nicht Google Analytics dazu verwenden sollte, sein Blog mal von innen anzusehen, greift jetzt in der deutschen Blogosphäre die Datenschutzerklärungspanik um sich. Ein paar Gedanken dazu:

Die Idee einer Datenschutzerklärung für ein Blog finde ich tatsächlich ziemlich sinnvoll. Ich will als Blogger, dass meine persönlichen Daten (von wo eingeloggt, wie lange was angeschaut etc.) nicht missbraucht werden. Ich blogge vielleicht auch noch von Zeit zu Zeit darüber, wie irgendwelche sozialen Netzwerke meine Daten im Netz herumpusten. Aber ich nehme mir das Recht heraus, meine Besucher von vorne bis hinten zu beschnüffeln, zu speichern (Logfiles, Kekse), ohne davon auch nur irgendeinen in Kenntnis zu setzen.

Sowas ist ja wohl der lächerlichste Fall von Heuchelei, den ich seit langem gesehen habe. Man sollte sich entweder bedeckt halten (siehe Kommentar auf Sebbis Blog) oder aber aktiv werden. Auf dem Law-Blog gibt es eine nutzbare Vorlage für eine Datenschutzerklärung. Ich werde so etwas auch einbauen.