Als ich klein war, war der 14. Februar der 14. Februar, nichts weiter. Heute hat die Kommerzmafia diesen Tag – genau wie seinerzeit Halloween – auserkoren, um die Menschen in diesem Land mit Hilfe eines schlechten Gewissens („Lieben Sie sich noch? Zeigen Sie es jetzt: mit einem Blumenstrauß, Pralinen, einem Abend im teuersten Hotel der Stadt oder einem nagelneuen Sportwagen.“) zu zwingen, Geld auszugeben. Und zwar viel Geld. Ich habe keine Lust darauf. Liebe ist nichts, was einmal im Jahr stattfindet, Liebe bedarf täglicher Aufmerksamkeiten, die auch nicht zwingend monetärer Natur sind.
Wie wäre es, wenn wir – so als anarchistischen Anfang des Protests – die beiden angelsächsischen Kommerzterrortage einfach tauschen? Zu Halloween drückt man der überraschten Nachbarin einen Blumenstrauß in die Hand, küsst ihren Mann auf die Wange und bewirft die marodierenden Kinderhorden mit rosa Stoffherzen. Heute dagegen wird das Gruselkostüm aus dem Schrank geholt (bei manchen reicht auch eine durchzechte Nacht) und dann gehts durch die östrogengeschwängerte Innenstadt – Sträuße zerfetzen, bei Hussel unter Androhung von Saurem die Pralinenvorräte plündern und zum Schluss alle Singles der Stadt zu einer zünftigen Valoweenparty zwecks Beziehungsanbahnung einladen. Mit Maske sieht man eh nicht, wen man da küsst.
Valentine geht mir auch eacht auf den Zünder. Zum Glück ist meine Frau auch keine Anhängerin des 14. Februars, sodass ich glimpflich davon komme.
Aber aus dem Bekannten- und Kollegenkreis kommt Kunde, die erschreckt: Während – zumindest nach meiner Kenntnis – der Terror bisher nur die sich liebenden Partner heimsuchte, breitet sich die Seuche aus.
Frage vom Nachwuchs auf der Rückbank des Autos: Zu Valentinstag gibt es doch Geschenke für die Leute, die man liebt. Ich hab‘ schon was für Euch!
Na Bravo!