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Kirschblütenniemandsland

Kirschblüte

 

Jeden Morgen führt mich mein Arbeitsweg über die Grenze zwischen Pankow und Wedding, also in alten Zeiten zwischen Ost und West. Hinter dem S-Bahnhof Wollankstraße stehen Dutzende von Kirschbäumen, die nur einige Tage im Frühjahr wie entfesselt blühen.

Dieses Jahr hatte ich die große Kamera dabei, um die Blütenpracht aufzunehmen, bevor sie wieder wie Schnee auf den Boden rieselt und bald zwischen Hundekacke und weggeworfenen Elektrogroßgeräten verschwindet. Dabei unterhielt ich mich mit jemandem, der mir die Geschichte der Bäume erzählte – sie waren eine Spende japanischer Bürger nach dem Mauerfall. Er selbst sei damals mit seinem noch kleinen Sohn immer mit der Gießkanne zu den Bäumen gezogen, um sie zu wässern.

A world of trials,
and if the cherry blossoms,
it simply blossoms

Kobayashi Issa

Blick nicht zurück im Zorn

Den Titel habe ich mal wieder bei einem der schönsten Popsongs der Welt geklaut, die Idee von dasnuf übernommen – Zeit für das Resümee:

Zugenommen oder abgenommen?

Ab. Wirklich. Nein, die Waage ist nicht kaputt.

Haare länger oder kürzer?

Was für Haare?! Fühle mich mittlerweile schon mit über zwei Millimetern wie ein Hippie. Wobei die Vorstellung interessant anmutet, den Rest lang wachsen zu lassen und locker quer über die Platte zu drapieren.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

2012 wird als „Das Jahr, in dem wir eine Brille aufnahmen“ in die Annalen eingehen. Ich sehe endlich nicht mehr aus wie ein resozialisierter Schwerverbrecher (siehe „Haare“), sondern wir ein attraktiver Intellektueller in den besten Jahren.

Mehr Kohle oder weniger?

Ich muss als Selbstständiger den Jahresabschluss abwarten. Bleibt spannend.

Mehr ausgegeben oder weniger?

Mehr. Wir haben Kinder. Wie soll man mit älter werdenden Kindern weniger ausgeben? Völlig absurd, die Vorstellung. Und dabei haben wir (siehe dasnuf) immer noch kein Auto.

Mehr bewegt oder weniger?

Da mittlerweile mein Arbeitsschwerpunkt in Moabit und nicht mehr in Dahlem liegt. bewege ich mich definitiv weniger. Der Radweg hat sich glatt halbiert.

Der hirnrissigste Plan?

Für einen meiner Auftraggeber einen .NET-basierten Webservice zu bauen, der Microsoft-Office-Anwendungen fernsteuert, was so von Bill gar nicht vorgesehen ist. Bin bis heute überrascht, dass das funktioniert.

Die gefährlichste Unternehmung?

Radfahren auf der Hauptstraße in Berlin-Schöneberg. Immer am Rand des Abgrunds.

Der beste Sex?

Auch, ja.

Die teuerste Anschaffung?

Eine neue Heizung. Dafür hat die auch ein LCD-Display.

Das leckerste Essen?

Diese Ritter-Sport-Jubiläumsschokolade mit drei Sorten Nuss.

Das beeindruckendste Buch?

Ich bin fast gar nicht zum Lesen gekommen oder eher, ich habe mir die Zeit dafür nicht genommen. Aber wirklich berührt hat mich das Geschenk, das ich bekam, als ich als Gemeindemusikchef verabschiedet wurde: „Anekdoten frommer Chaoten“ von Adrian Plass und Jeff Lucas. Bescheuerter Titel, aber inhaltlich, als wenn jemand mal ein Fenster aufmacht und das ganze muffige Glaubenshaus auslüftet. Das Beste, was ich in diesem Jahr vorgelesen habe, war „Die Penderwicks“.

Der ergreifendste Film?

Auch 2011 war ich genau 0 Mal im Kino. Der beste Film, den ich zu Hause gesehen habe, war der, den ich verpasst habe, weil ich zu diesem Treffen der Elterninitiative, wo ich neuerdings mitzumischen plane, ging. Das war „From The Sky Down“, der 20-Jahre-Achtung-Baby-Film.

Die beste CD?

Tut mir Leid, aber ich habe in diesem Jahr die Achtziger wieder entdeckt. Insbesondere der Bergemensch hat mich auf meine alten Bruce-Springsteen-Alben stoßen lassen und dann habe ich auch noch meine Simple-;Minds-Sammlung etwas vergrößert. Ich weiß gar nicht,was in 2011 rauskam.

Das schönste Konzert?

The Script im Kesselhaus.

Die meiste Zeit verbracht mit …?

Sozialen Netzwerken. Real und virtuell.

Die schönste Zeit verbracht mit …?

Sozialen Netzwerken. Mehr die realen als die virtuellen.

Vorherrschendes Gefühl 2011?

Wechselbäder zwischen Panikattacken und Altersmilde.

2011 zum ersten Mal getan?

Maler engagiert. Irre Idee – Leute, die für Geld Sachen tausendmal besser machen als ich selbst. Weil sie es gelernt haben.

2011 nach langer Zeit wieder getan?

Französisch gelernt. Seit der Älteste auf dem Gymnasium ist, kann ich wieder meine Lieblingssprache benutzen.

Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Neue Heizung. Diskussionen über den Sinn von Social Networks. Friedrichshain.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Den Jüngsten davon, doch alles auf dem Klo zu erledigen, was sich dort erledigen lässt. Wir arbeiten dran.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Zeit.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

LEGO natürlich. Der VW-Campingbus von 1962. Ich hatte niemals im Leben ein schöneres Modell in der Hand. Plastikmodellbausachen zum Kleben sind ein Dreck dagegen.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

Du bist so natürlich.

2011 war mit einem Wort…?

Superkalifragilistischexpialigetisch.

 

Macht ruhig mit.

Nomen est Omen

Wir konnten damals nicht ahnen, dass wir die Ältere nach einem Topmodel benennen würden – das Namensvorbild war eine Nachbarstochter und die Karriere noch nicht absehbar. Aber dass unsere jetzt den Klassenfahrt-Modelwettbewerb gewonnen hat, gibt uns doch zu denken.

Don’t look back in anger

Sollte noch sein, der Rückblick.

Zugenommen oder abgenommen? Zu. Einer muss es ja tun in der Partnerschaft.
Haare länger oder kürzer? Kürzer. Ich lasse mittlerweile auch den Aufsatz vom Haarschneider weg.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Man sieht nur mit dem Herzen gut … nee, da ist nichts passiert.
Mehr Kohle oder weniger? Laut dem Zettel meines Arbeitgebers mehr. Laut Kontostand weniger, die Kinder werden halt anspruchsvoller.
Mehr ausgegeben oder weniger? Siehe den vorigen Satz.
Mehr bewegt oder weniger? Ich habe mich bewegt und mich zum 28. Februar 2010 nach Jahrzehnten endlich von der Universität gelöst. In anderen Bereichen habe ich eher weniger geschafft.
Der hirnrissigste Plan? Ohne konkrete Job- oder Projektzusage den WiMi-Vertrag nicht zu verlängern.
Die gefährlichste Unternehmung? Leben. „Gefahr“ ist mein zweiter Vorname.
Der beste Sex? Aber Hallo!
Die teuerste Anschaffung? Das teuerste Einzelstück dieses Jahr war tatsächlich der Monitor, vor dem ich hier sitze.
Das leckerste Essen? Dieses Jahr war meine einzige Lasagne sehr exquisit. Selbst Tage später und kalt genossen.
Das beeindruckendste Buch? Presentation Zen. Hat in gewisser Weise mein Denken über Präsentationen und Vorträge komplett umgekrempelt.
Der ergreifendste Film? Ich kuck ja nix.
Die beste CD? Backspacer von Pearl Jam.
Das schönste Konzert? U2 im Olympiastadion.
Die meiste Zeit verbracht mit …? Der Familie.
Die schönste Zeit verbracht mit …? Der Liebsten.
Vorherrschendes Gefühl 2009? Graduelle Verschlimmerung der Stresssymptome.
2009 zum ersten Mal getan? E-Gitarre gespielt.
2009 nach langer Zeit wieder getan? Schneeballschlachten.
Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Bluthochdruck, den Riss im Macbookgehäuse und die Lautstärke unseres Wäschetrockners.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Nicht hier.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe? Das Keyboard für die Familie … äh nein, natürlich die Älteste. Aber wir haben alle eine Menge Spaß damit.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Der LEGO-X-Wing unterm Baum. Mit Luke, Leia, Jan und Chewie. Was will man mehr?
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? „Mach dich nicht kleiner, als du bist.“
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe? „Ich liebe dich.“

Wer will, der darf. Von den beiden würd ich es gern wissen wollen.

Ein Stöckchen

Für Content tu ich alles. Ein Stöckchen, gefangen bei Reauxnis.

1. Sechs Namen, auf die du hörst:

Magnus (in neuerer Zeit nennen die ihre Kinder so, aber ich mag meinen Vornamen immer noch). Maggi (die alte Schulzeit, habe ich irgendwann akzeptieren müssen). Schlumpi (Meine Eltern. Never call me „Schlumpi“ again. Never!). magnum (Klein, war meine erste UID als Informatikstudent an der TUB. So was muss man sich als Nerd merken). GrindCrank (Mein Standardnick im Web). Maggenutte (Nannten mich ein paar Idioten in der Schule, denen ich aber jetzt, nach mehr als 20 Jahren, vergeben habe.)

2. Drei Dinge, die du gerade trägst:

Eine klassomatene schwarze G-Shock-Uhr, die meine sich leider auflösende blaue G-Shock-Uhr abgelöst hat. Ein Headset. Einen Ehering, jetzt schon seit über 15 Jahren.

3. Drei Dinge, die du dir wünschst:

Eine Arbeit, wo ich für das bezahlt werde, was ich tue und das tue, wofür ich bezahlt werde. Einen Caddy Life Maxi. Und alles aus dem Lied „Madonnas Dickdarm„, außer Haare auf dem Rücken, die habe ich schon.

4. Drei Dinge, die du gestern, gestern Nacht und heute getan hast:

Gestern habe ich mich über meinen Job geärgert. Gestern Nacht bin ich mit dem Rad aus Mitte nach Hause gefahren und habe versucht, eine Begegnung mit einem unangenehm lauten, unhöflichen und sehr hohlen Menschen aus meinem Kopf zu verdrängen. Heute habe ich beschlossen, mich nicht mehr ärgern zu lassen.

5. Zwei Dinge, die du heute gegessen hast:

Ein belegtes Toast mit Schinken. Ein belegtes Toast mit Ei. Nein, es war Käse.

6. Zwei Leute, mit denen Du zuletzt telefoniert hast:

Mit Jens und Björn.

7. Zwei Dinge, die du morgen tun wirst:

Telefonkonferenzieren. In den Hörer beißen.

8. Drei Lieblingsgetränke:

Cherry Cola. Southern Comfort mit Ginger Ale. Bio-Vollmilch.

Damit die auch mal was schreiben, werfe ich das Stöckchen zu Thomas, Jens und Matthias.

Nachtrag zur XInnovations 2009: E-Justice

Publikum Es gab da ja verschiedene lehrreiche Workshops auf der Konferenz. Am schönsten, rein vom Namen, fand ich „E-Justice“. Wenn ich das las, assoziierten meine Synapsenmännchen jedes Mal aufregende Dinge. So tanzten vor meinem inneren Auge vorbei: Lügendetektoren und Elektroschockgeräte, Robocops auf den Straßen dieses Landes, Künstliche Intelligenzen, die das Gericht ersetzen oder aber auch Roboter, die sich vor einem Tribunal wegen Verstoßes gegen die Asimovschen Gesetze verantworten müssen.

Nächstes Jahr werde ich mir mal ansehen, worum es da wirklich geht.

XInnovations 2009 – Eine Retrospektive

Die alljährliche Konferenz, auf der ich wechselweise als Mitarbeiter, Vortragender, industrieller und universitärer Aussteller herumlungere, ist vorbei und es ist Zeit, Rückschau zu halten – auf die gewohnt undifferenzierte und schnoddrige Art.

  • Bin ich froh, dass ich Montag nicht bei diesem E-Marketing-Track war. Laut meinen unzureichenden Informationen hat man dort (wir schreiben 2009!) Weblogs als irre neue Methode, seinen kleinen Lampenladen zu promoten, vorgestellt. Und morgen sind wir auf einem Maschinenbauworkshop, wo wir das Konzept „Zahnrad“ erklären.
  • Der ganze Aufwand mit Stand, Monitor und Plakat (danke noch mal, Olga) war für 1,5 Gespräche am Dienstag schon echt überzogen. Nicht noch mal. Allerdings war der Nachbarstand noch aufwändiger – vier kleine IT-Consultants, und das die ganze Zeit. Aber Consultants haben ja auch kein Zuhause.
  • Glücklicherweise machten mich die Leute vom Nachbarstand darauf aufmerksam, dass nach dem Erfirschungsgang zur Toilette 50% meiner Kragen hochgeklappt waren. Hätte cool aussehen können, wenn es nicht der Jackett- und der Hemdkragen nur auf der rechten Seite gewesen wären. Danke noch mal, EsPresto.
  • Die Aufteilung in zwei Veranstaltungsorte sorgte erstens dafür, dass die zwangsrekrutierten Kolleginnen und Kollegen permanent überlastet waren (danke noch mal, Birgit, Ralf und Anne) und zweitens bestand ständig die Gefahr, dass ein über die Dorotheenstraße hastender Konferenzteilnehmer unter einer Straßenbahn kleben blieb.
  • An die Person, die uns am Dienstagnachmittag wie ein kleiner Hund folgte und auf Nachfrage sagte, sie habe „was mit dem CCC zu tun“: Echtes Interesse ist was anderes.
    Auf die Frage „Was ist denn das Thema von diesem ALETHEIA-Projekt“ antworte ich „Naja, offiziell ist das Thema Semantische Föderation von umfassenden Produktinformationen“. Darauf dann wiederum wissend „Ah“ zu antworten und dann zu fragen, ob das was mit Föderalismus zu tun hat, wirkt eher ungünstig. Dass du später am Abend auch noch davon geschwärmt hast, dass das Internet ja auch so viele neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnet (wir schreiben 2009, ich wiederhole mich!), mag am Sekt gelegen haben und du bist ja auch schnell umgeschwenkt, als wir sagten „Du meinst das Semantic Web?!“ Aber der CCC sollte sich für so was echt schämen.
  • Der Abendempfang war wie jedes Jahr: Essen geht so bis schlecht, Nachtisch super (Kürbismousse mit Minzsahne), kein Bier weit und breit und immer die gleichen Gesichter.

Ich will zurück

Wer auch immer hier zuschlägt, hat sich ein wesentliches Stück Kultur der Achtziger gesichert. Das Haus, oder besser die Garage der Eltern von Ferris‘ Freund Cameron aus „Ferris macht blau“ („Ferris Bueller’s Day Off“) steht zum Verkauf.

Also das Haus, in dem dieser Ferrari untergebracht ist, bei dem sie versuchen, den Tacho zurückzuspulen, woraufhin das Auto von der Konstruktion rutscht und die Panoramascheibe durchbricht … ahhh, ich muss den Film mal wieder sehen.

Via RetroThing.

Was tun am Wochenende?

Kindertag im FEZ

Wir werden den Ossis ein Ossi, packen Kinder und Kegel in die S-Bahn und fahren in die Wuhlheide zum Kindertag, anstatt wie ordentliche Christenmenschen zum Pfingstmontagsgottesdienst zu gehen. Das FEZ atmete wirklich noch streckenweise den Muff des untergegangenen Sozialistischen Paradieses aus. Besonders manifestierte sich das in den Wartegemeinschaften in den Schlangen vor den Essensständen: Eine Stunde für Bockwürste („Bratwurscht is grade aus, junger Mann!“), eine halbe Stunde für Eis. Aber die Kinder hatten Spaß und durften sogar zusammen mit KiKa-Moderator Juri auf der Bühne stehen und tanzen.

Tausend angespannte Kinder