Ein guter Haufen Zeugs zum Nachdenken über das neue Web und Communities und Märkte und so.
Archiv der Kategorie: denken
Sie werden es nicht mehr lernen
Dass der seriöse Journalismus ("seriös" jetzt im Gegensatz zu dieser Klowand des Internets ) sowie auch eigentlich fast alle anderen das Internet nicht mehr vom World Wide Web unterscheiden können – geschenkt. Dass die fiesen kleinen Programme, die in harmloser, ja gar hübscher Form getarnt in den Rechner eindringen, Trojaner heißen – damit muss man jetzt leben. Dass Tagesspiegel-Schreiber, die aber einen schnieken Aufreißer suchen, Sachen raushauen wie
Trojaner verstecken sich heutzutage nicht mehr in überdimensionalen Pferden aus Holz.
(Thomas Gehringer im Tagesspiegel vom 26. Oktober 2006, Seite 31), scheint mir doch erwähnenswert.Die Trojaner haben sich noch nie in der Geschichte in überdimensionalen Pferden aus Holz versteckt. Es waren die Danaer. Ich habe meine Frau gefragt, die ist Geschichtslehrerin. Und wenn man unbedingt auf der Metapher herumreiten will, sollte man zumindest vorher nochmal seinen Homer lesen.
Für Linus
Selbstreferenz
Duck and cover 2.0

Zwar hat mittlerweile das Wort "Angst" ja schon im Englischen Einzug gehalten, aber meiner bescheidenen Meinung nach sind die US-Amerikaner immer noch die Weltmeister im Angsthaben und -einjagen. Ganze Branchen leben von der Angst der Kunden, und auch die Regierung tut das ihrige, um weiter Angst zu schüren. Sehr anschaulich sind hierzu die Webseiten des Department für Homeland Security, im Grunde genommen eine Neuauflage der "Duck and Cover"-Anleitungen aus der Zeit des kalten Kriegs im Web-2.0-Design.
[Liveblogging XML-Tage] Rich User Experience
So, genug geärgert. Es geht weiter.
Vortragend: Raju Bitter .
Verschiedene Formate sollen dem User einer Webseite ein ganz neues Gefühl vermitteln: mehr Sinneseindrücke, mehr Interaktion. Als Web-2.0-Technologien, die das leisten, zählt Raju AJAX, OpenLaszlo, Adobe Flex, XUL und Microsoft WPF auf. Besonders schön hier die Beispiele, die die einzelnen Technologien samt Vor- und Nachteilen demonstrieren. Weitere Schnipsel:
- Rich User Experience sieht echt klasse aus und bringt scheinbar auch Firmen einen Mehrwert – das wird vor allem die freuen, die auch hergekommen sind, um zu sehen, wie man mit Web 2.0 Geld machen kann.
- Ich würde das aber eher als Web-2.0-Technologievortrag verstehen. Um die userorientierten Aspekte wie Partizipation hatte sich Markus ja schon heute morgen gekümmert.
- Interessant auch die Einblicke in die Entwicklung von Rich User Applications.
Insgesamt ein schöner Abschluss eines guten Infotags – auf jeden Fall des interessantesten, den ich bei uns bislang erlebt habe.
[Liveblogging XML-Tage] Questions on the Semantic Web
Vortragender: Ivan Herman, beim W3C für den Bereich "Semantic Web" zuständig. Ivan wirkt schon um neun uhr morgens nicht mehr ganz frisch und mit dem Vollbart könnte er auch als Linux-Kernel-Entwickler durchgehen. Aber das Thema hat was. Er beginnt damit, zu erklären, was Semantic Web nicht ist und räumt vor allem mit dem Mythos auf, das Ganze wäre so eine Art KI auf dem Web. Es folgt eine Tour durch die Aspekte von SW, die interessant sind. Leider gibt es (noch) keine Slides vom Vortrag online, sonst würde ich die hier mal verlinken. Sie sind ansprechend gestaltet, im Gegensatz zu vielen deutschen Vorträgen, die an Trockenheit vielleicht nur noch von Knäckebrot in der Sahara übertroffen werden, scheint es im angelsächsischen Raum ein Anliegen der Presenter zu sein, den Zuhörer für das Thema zu interessieren. Interessanter Ansatz …
La-La-Liveblogging von den XML-Tagen
Wie jedes Jahr im Herbst zieht es uns in die karbolgetränkte Humboldt-Universität zu Berlin, um die Berliner XML-Tage zu zelebrieren. Da – wie berichtet – dieses Mal auch ein Web-2.0-Infotag organisiert wurde, werde ich versuchen, das ganze stilecht mitzubloggen.
Aber zunächst mal ein Vortrag der Konkurrenz: Ivan Herman vom W3C-Konsortium (für Uneingeweihte: Das sind die, die dafür sorgen, dass es gewisse Standards im Web gibt) über „Questions (and Answers) on the Semantic Web“.
Der Richard bloggt übrigens auch.
Alles Quatsch
Wie
Nun ja, wurde auch Zeit, dass mal einer die Luft etwas rauslässt aus dem Ballon. Schade nur, dass sich jetzt die Semantic-Web-Gemeinschaft daran aufgeilen wird, dass sie aber wirklich das Nächste Große Ding auf der Pfanne haben.
Gefunden bei Nerdcore.
Bertolt Brecht zu Web 2.0
„Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, d.h., er würde es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern ihn in Beziehung zu setzen. Der Rundfunk müßte demnach aus dem Lieferantentum herausgehen und den Hörer als Lieferanten organisieren.“
Bertolt Brecht: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks (1932/1933).
Ersetzen wir „World Wide Web“ für „Rundfunk“ und wir haben eine schöne Beschreibung dessen, was Web 2.0 ausmacht.