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Wie alles begann (4)

apple II

Unsere Schule bekam also einen Computerraum, was für mich die Erlösung bedeutete. Anstatt die Nachmittage im Kaufhaus zu verbringen, wo ich an den Tastaturen verschiedenster ausgestellter Rechner klebte, konnte ich jetzt in der Schule herumlungern. Einer der Lehrer hatte seinen Apple II zur Verfügung gestellt – Grünmonitor, zwei Diskettenlaufwerke, das war's. Als wir – unter Aufsicht des Mathelehrers natürlich – da zum ersten Mal randurften, ließ ich mir von Frank die wichtigsten Apple-Basic-Befehle erklären: PRINT, INPUT, GOTO und Fallunterscheidungen mit IF..THEN..ELSE. Die nächste Woche verbrachte ich damit, mir ein Textadventure auszudenken, dessen Logik ungefähr so aussah:

Du bist auf einer Party. Möchtest du

a) ein Mädchen anbaggern,

b) was trinken oder

c) gehen. 

Je nach Tastatureingabe kam man dann zur nächsten Aktion. Man merkt schon die pubertären Einschläge und das Ganze war schrecklich primitiv, aber es funktionierte und mehr als die erklärten Befehle brauchte ich auch erst mal nicht.

Etwas später hatte Andi dann die irre Idee, daraus ein Grafikadventure zu machen und den angesprochenen Drink auf den Bildschirm zu "malen". Der sollte aus zwei Ellipsen für Glasrand und -boden, einem Strohhalm und Kullern für die Bläschen bestehen. Nachdem wir im Handbuch die Abteilung Zeichenbefehle gewälzt hatten und freiwillig (!) die Formel für die Berechnung der Ellipse ausgeknobelt hatten, konnten wir das Glas zeichnen. Es dauerte ungefähr zehn Minuten, bis die Ellipsen fertig gerendert waren. Leser mit Programmiererfahrungen können sich vielleicht vorstellen, dass das Debugging etwas haklig war und wir auf weitere Zeichnungen dann auch verzichten wollten. Ich hing aber am Haken und würde in den nächsten Schuljahren meine Nachmittage im Computerraum verbringen.

Einige Zeit später bekam die Schule dann Zuwachs durch einen (für damalige Verhältnisse) High-End-Quasi-PC von Digital Equipment. Den hatten Jens und Andi in einem Preissausschreiben "für die Schule" gewonnen. Ihre Mutter hatte für das Preisausschrieben den Spruch kreiert "Alles, was du willst, das tut er, programmierst du den Computer." Wenn das kein Lebensmotto war. Leider war der DEC nur ein Quasi-PC mit eigenem Betriebssystem, so dass das meiste an Software, was die Lehrer dann so anschleppten, gar nicht drauf lief. Ich kann mich dort eigentlich nur noch an die Textverarbeitung "Wordstar" erinnern.

Zwei weitere Computer, dieses Mal Commodore PC-10, sollten den Raum erstmal füllen. Ich gehörte mittlerweile zum festen Inventar, meine Eltern waren froh, dass ich nachmittags nicht irgendwelchen Mist machte und um fünf wurde ich immer vom Hausmeister rausgeschmissen, der endlich Feierabend machen wollte. Wenn ich dann auf der Straße vor der Schule stand, war die Welt in ein sonderbares rot-blaues Licht getaucht – der Nachhall stundenlangen Starrens auf Schwarz-Grün-Bildschirme.

(In der Reihe “Herzlichen Glückwunsch oder Wie alles begann“ ist dies der vierte Artikel nach jenem hier)

Wie alles begann (2)

Es muss immer noch 1982 gewesen sein, da kam der Vater eines Jungen unserer Schule auf die Idee, als Demonstration der neuen Wahnsinnstechnik „Computer“ eine Art Wanderausstellung seines Arbeitgebers – Siemens – zu uns zu bugsieren. Obwohl das Ganze im Musikraum des Gymnasiums lief (in Berlin hat die Grundschule sechs Jahre, deshalb sind wir auch alle so doof), durften wir als älteste Grundschüler dann auch mal über die Straße pilgern, um uns schutzlos den Verlockungen der schönen neuen Welt auszusetzen.

snap-hack.png

Und da war es, mein erstes wirkliches Computerspiel. So weit ich mich erinnern kann, war das eine frühe Implementierung von Rogue, einem ASCII-basierten 2D-Rollenspiel, auf irgend so einem Siemens-eigenen Betriebssystem. Bewegen konnte ich meinen Abenteurer mit den Tasten h, j, k, l, nach zehn Minuten taten mir von dem Schwarz-Grün-Bildschirm die Augen weh, aber ich konnte mich nur sehr schwer wieder von der Kiste loseisen. Tief in mir schrie alles: „Das will ich auch haben!“ Aber bis zum eigenen Computer sollte es noch ein weiter Weg werden.

(In der Reihe “Herzlichen Glückwunsch oder Wie alles begann“ ist dies der zweite Artikel nach jenem hier)

Die Straße

Die Straße gleitet fort und fort,
weg von der Tür, wo sie begann,
weit über Land, von Ort zu Ort,
ich folge ihr, so gut ich kann,
ihr lauf’ ich raschen Fußes nach,
bis sie sich groß und breit verflicht’
mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

J.R.R. Tolkien, übersetzt von E.-M. von Freymann

Die Stra�e gleitet fort und fort

Raspel, raspel

„Du bist krank, Max!“

Sam & Max

Auch bei der Riesenmaschine können sie sich kaum einkriegen vor Vorfreude. Sam & Max, Hund und Hase, das wahnwitzigste Detektivduo der Computerspielgeschichte, kommen wieder! Nachdem LucasArts offenbar doch keine Lust mehr hatte, das Sequel auf den Markt zu bringen, haben sich die Entwickler als „Telltale Games“ kurzerhand selbstständig gemacht und planen jetzt, das Spiel Stück für Stück rauszubringen. Ab Herbst.
Noch mehr Informationen:

The Unofficial Sam & Max Website – Freelance Police

Fly like an Igel

Igel! In Berlin! In meinem Garten!

Als ich gestern früh mein Fahrrad aus dem Gartenhäuschen holen wollte, kam es mir für einen kurzen Moment so vor, als würde irgend so ein Vollkoffer mit einer Luftpumpe hinter dem Häuschen stehen und wie verrückt den Kolben betätigen. Mutig wie ich bin (hüstel) tappte ich um die Ecke, nur um das unten abgebildete sehr niedliche kleine Igelpärchen dabei zu erwischen, wie es – na ja, halt schnaufte. Was auch immer die da machten, neue Igel oder Essen oder den Kompost nach ekligen, aber für Igel leckeren Viechern zu durchsuchen, ich habe es nicht mitbekommen.
Der Voyeur in mir brach durch, also habe ich Kamera, Frau und Kinder geholt und noch ein ganzes Weilchen Public-Hedgehog-Watching betrieben. Bis die beiden dann die Nase voll hatten und sich woanders hin verzogen. Vielleicht kommen sie ja noch mal wieder.

Igel im Garten Igel im Garten Igel im Garten