Das Bild insbesondere amerikanischer evangelikaler Christen in der (Blog-)Öffentlichkeit ist meiner bescheidenen Meinung nach stark verzerrt durch die typischen Gewehr-bei-Fuß-Fundamentalisten, die Bush für fast so groß wie Jesus und den Einsatz von Waffengewalt für biblisch fundiert halten. Ich will – als zumindest teilweise Betroffener, nichtamerikanisch, aber auch eher evangelikal – hier mal auf Jim Wallis und seine "Sojourners" hinweisen, die, wie ich vor einiger Zeit festgestellt habe, sogar ein Blog namens "God's Politics" betreiben, was sehr anregend und herausfordernd zu lesen ist.
Archiv des Autors: maggi
Und ein gesegnetes neues Jahr
Habe mich etwas erholt im Urlaub – und in Hamburg. Bilder kommen auch noch.
Außerdem musste ich entdecken, dass mein last.fm-Profil jetzt Rolf Zuckowski an achter Stelle meiner Lieblingsinterpreten listet. Da muss ich wohl aus Versehen die Wiederholfunktion vom Amarok an der falschen Stelle eingeschaltet haben. Hurgh!
Ach ja, bevor ich der einzige bin, der das jetzt nicht bloggt, StudiVZ ist verkauft worden . Soll ich jetzt den Tagesspiegel abbestellen?
Wenn Blogger zu sehr feiern
"Immer wieder sonntags " ist draußen. MC Winkel, Nilzenburger und die Profis von BAS singen (singen!) vom Tag danach. Nach "Retter der Nation" jetzt das nächste feine Ding.
Die Nacht ist vorgedrungen
Statt der üblichen Albernheiten an dieser Stelle etwas über eines meiner liebsten Weihnachtslieder. Jochen Klepper hat das Lied 1937 geschrieben und wie in vielen anderen seiner Lieder ahnt man hier sehr viel von dem Druck, dem er sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ausgesetzt sah. Er war mit einer Jüdin verheiratet. 1942 nahm sich die gesamte Familie angesichts der drohenden Deportation in die Vernichtungslager das Leben. Ich mag das Lied, weil es mich im ganzen vorweihnachtlichen Konsum- und Familienpsychoterror daran erinnert, warum ich eigentlich Weihnachten feiere. "Er wußte in dem allen aber auch um den Gott, für den keine Nacht zu dunkel ist, als daß er sie nicht zu durchdringen vermochte." (Quelle)
Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und Schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
Jochen Klepper, 1937
Gammelfleisch, Computer vom Discounter und andere Widrigkeiten
Es gibt kaum etwas in der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig
schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Und die
Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute
solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist
noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen,
verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig
bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die
ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft
verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das
niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen,
etwas Geld zurück legen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch
genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.
Der Turkmenbashi ist tot, es lebe der … äh
… Übergangspräsident "Gurbanguly Berdymuchammedow". Mit dem Namen kann man doch keine Außenpolitik machen. Hoffentlich geht es den von einem reichlich durchgeknallten Diktator gebeutelten Turkmenen bald besser.
Via Riesenmaschine. Und bevor jemand sagt "geklaut", der Kommentar #1 ist auch von mir.
Das muss schon sein
Reich, berühmt und schön werde ich in diesem Leben nicht mehr, aber ich habe jetzt wenigstens auch eine Espressomaschine, Insignum von großer Intellektualität und Trendiness:

Die ist für mich bezahlbar, Original und hat sogar ein Druckventil, das den Dampfdruck bis 6 Bar aufbaut, um dann mit einem fantastischen "Zisssschlurp" Kaffeeschaum (bei Profis wohl "Crema" genannt) zu erzeugen. Es gibt sie in einem sehr sehr netten kleinen Geschäft in Mitte.

Das Leben der anderen
S1 Richtung Oranienburg. Mitte Zwanzig, mittleres bis gehobenes Bildungsniveau, männlich, Mountainbike auf drei Sitze verteilt, Mobiltelefon am Ohr.
"Wie es so geht?" [..]
"Tja, scheiße gelaufen. Ein Paradebeispiel dafür, dass es auch mit Kondom schieflaufen kann. Ich hab kein Loch gesehen, aber irgendwie muss da was rausgelaufen sein. Die Kleine ist fit, fängt jetzt an zu krabbeln. Nee du, die Olle schläft jetzt bestimmt schon."
Es ist einer dieser Tage, an denen ich mir schwöre, nie mehr morgens meinen MP3-Player zu Hause zu vergessen. Nicht, weil ich auf Musik angewiesen wäre, sondern, weil ich mich damit wenigstens für eine halbe Stunde vom Leben des jungen Mannes im Fahrradabteil hätte abschotten können. So genau wollten wir es alle gar nicht wissen, aber mit einer Mischung aus Schrecken und Faszination an den tiefen Einblicken hören wir gebannt weiter zu:
- Ein Kumpel hat Diabetes, aber "er hat das ja auch so lange schleifen lassen". Und jetzt erzählt er immer davon, dass er sowieso bald sterben wird.
- Dem anderen Kumpel ist die Mutter schon weggestorben, Oma ist als nächstes dran.
- Irgendwann verabschiedet er sich von seinem Gegenüber und ich glaube, doch noch in Ruhe mein Sudoku im Tagesspiegel fertigmachen zu können. Da ruft er auch schon den nächsten an: "Hi, ich wollte mal einfach so quatschen. Ich sitz gerade in der S-Bahn und das ist so langweilig." Vorbei ist's mit der Konzentration.
- Und weiter geht der Parforceritt durch Freundschaft und Bekanntschaft: "Du, dem schulde ich noch Geld, aber der soll sich nicht so haben, ich hab ihm schon ein Drittel zurückgezahlt. Ich hätte auch meinen Anwalt einschalten können, sein Anwalt hat da nämlich viel zu hohe Zinsen angesetzt. Soll froh sein, dass er überhaupt was kriegt."
Als ich an meiner Destination endlich den Wagen verlassen darf, dröhnt mir der Schädel und ich frage mich, wo die Zeiten hin sind, wo du dich schon spät abends in eine Kneipe setzen musstest, um einmal etwas aus dem Leben eines anderen Menschen zu erfahren.
Wortmeldung
Ich behaupte übrigens, das Wort "Freudenprediger" erfunden zu haben.
Beim Arzt
Wartezimmer. Kassenpatient. Nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit Xavier Naidoo im Dudelradio, nach zweieinhalb Stunden noch mal:
"Wir müssen geduldig sein, dann dauert es nicht mehr lang."
