An eines langen Tages Abend

Ziehen wir mal Bilanz:

Der Älteste: Aufgerissener Knöchel, von Papa mit Klammerpflaster und Hansaplast liebevoll behandelt.

Die Ältere: Konnte wegen akuter Bauchschmerzen nicht an der Schulspeisung teilnehmen und kam früher nach Hause (Auslöser vermutlich Lampenfieber wegen des schulinternen Talentwettbewerbs).

Die Jüngere: Schafft es, kurz vor dem Abendessen noch mit dem Fahrrad einen Stunt hinzulegen. Und sich selbst gleich mit, und zwar auf Nase und Kinn. Von Mama gepflastert.

Nur der Jüngste hat den Tag bisher ohne Blessuren überlebt. Ich muss noch mal die faire Verteilung von Schutzengelpotenzial anmahnen. Mach ich dann beim Nachtgebet.

Badeanleitung

Sollten Sie auf die irre Idee kommen, Ihre Vierjährige nach Beendigung des Wannenbads aus der Wanne heben zu wollen, einfach so hoppsassa und raus mit ihr, schauen Sie vor Beginn des Hebevorgangs nach, ob die Kleine noch Waschlappen an den Füßen hat.

Wird nass sonst. Das Bad sah jedenfalls aus wie ein Diorama von New Orleans nach Katrina.

Aufbau eines Wortschatzes

In den süßen Achtzigern gab es ja auch diese Hefte, bei deren Anblick meine Mutter immer die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Ich lieh sie mir von Lars aus, der immer einen reichhaltigen Vorrat zu Hause hatte, vom Gebrauchtcomicladen mit Tausch und Zuzahlung günstig erstanden. Und was für wunderschöne Wörter, was für wunderschöne Namen doch in diesen Heften auftauchten:

Lechz

Fummeln

Fröhn

Weizenkeim

Der böse Watz

Unvergessen auch die Filmparodien. Die kleinen Zeichnungen an den Hefträndern. Das Klappbild auf der letzten Seite.

Ich bin wieder hier

Schachtdeckel

Im EC 173 von Dresden nach Berlin. Was mir so die letzten Tage durch den Kopf ging und jetzt gerade geht und wofür mir dazumal die Zeit fehlte, es durch Mikro- oder Makroblogging in die Welt zu posaunen, ich schreibe es hier und publiziere es heute abend in Berlin:

  • Ich liebe Dresden. Oder vielleicht eher: Ich bin verliebt in Dresden. Wenn ich – beispielsweise in dieser Ausstellung vor zwei Jahren im Hausmannsturm – mir klarmache, wie kaputt diese Stadt 1945 war und wie wunderschön sie mittlerweile aussieht, bricht es mir jedes Mal ein bisschen das Herz. Überall in der Stadt sind noch die Narben zu sehen, mit den sozialistischen Prachtbauten aus den Siebzigern (innen vermutlich ähnlich asbestös wie unser Palast der Republik) nur marginal übertüncht. Und doch scheinen sie es in Dresden geschafft zu haben, der Stadt ein Stück der alten Herrlichkeit zurückzugeben.
  • Auch die Einwohner scheinen sich einfach mehr um ihre Stadt zu kümmern. Aber in punkto Sauberkeit schneidet ja jede Stadt in diesem Land besser ab als Berlin, wo man irgendwie gleichgültig und vielleicht sogar ein bisschen stolz ist auf die Schludrigkeit, den Dreck und die Schmierereien. Anders lässt sich der Erfolg von Liedern wie „Schwarz zu Blau“ für mich nicht erklären.
  • Sächsisch ist immer noch der unerotischste Dialekt im ganzen Land. Die Dresdnerin kann noch so heiß aussehen, wenn die Gosche aufgeht und diese Ursprache von der Elbe rauspurzelt, ist es vorbei.
  • Die jungen Dresdner sehen doch alle recht bleich aus, oft auch mager und mit Ringen um die Augen oder vielen Pickeln im Gesicht. Es muss am Wetter oder der Ernährung liegen.
  • In Dresden kann man sein Fahrrad sogar im Bus mitnehmen. Allerdings, wie mir glaubhaft versichert wurde, erst nach neunzehn Uhr. Ich sah das aber am hellichten Tag. Dresden ist überhaupt eine Radfahrerstadt, was mich erstaunte ob der Hügeligkeit des gesamten Stadtgebiets.
  • Ich habe es wieder nicht geschafft, mit einer der Seilbahnen zu fahren. Obwohl man die mit der Tageskarte benutzen kann.
  • Ich sah kurz vor meiner Abreise einen jungen Mann seinen Döner mit der Gabel essen. Seinen Döner. Mit einer Plastegabel.
  • Das funkelnagelneue Hotel direkt zwischen Bahnhof Mitte und der ehemaligen Tabakfabrik „Yenidze„, die aussieht wie eine Moschee liegt war zentral und ist supersauber. Aber wenn morgens der erste Blick aus dem Fenster auf die Geleise fällt, dahinter die Gewerbeversion eines Plattenbaus WBS 70, bekommt man doch einen leichten Ästhetikschock. Und dem holländischen Rentnerpaar nebenan beim Versuch zuzuhören, dem erkalteten Liebesleben durch die Neuanordnung der Zimmereinrichtung noch mal Schwung zu geben, ist auch nicht so der Hit am Abend.
  • Wie immer hat der Zug auf der Rückfahrt von Wien kommend mindestens zwanzig Minuten Verspätung, weil die Tschechen ihn einfach nicht gehen lassen wollten. Und neben mir packt ein Typ sein 17-Zoll-MacBook Pro aus, ich verliere den Geschlechtsteilgrößenvergleich um 3,7 Zoll. Außerdem schaut er einen lustigen Film, der ihn dauernd, aber immer völlig unvermittelt um Auflachen bringt, wobei ich mich jedes Mal fürchterlich erschrecke.
  • Och nö, er guckt auch noch „The Big Lebowski“, wie ein schneller Seitenblick ergibt. Als ordinierter dudeistischer Priester müsste ich jetzt einschreiten und das stoppen. Wohnt bestimmt im Prenzlberg.
  • Ich liebe Bahn fahren. Und alle kommerztriebgesteuerten Anstrengungen der Bahn, mir das auszutreiben, sind bislang fehl geschlagen. Einer meiner Träume ist noch immer eine Bahncard 100.

Fazit: Tut mir Leid für dich, Hamburg, alte Elbgurke, aber wenn ich mir einen anderen Wohnort als Berlin aussuchen müsste und die Familie mitkäme – ich würde im Moment frischverliebt nach Dresden ziehen.

Update: Fotos sind da .

Grüße aus Dresden

Gestern abend waren wir in der Neustadt einen trinken. Die Neustadt ist so eine Art Mini-Nachbildung vom Prenzlauer Berg, wie er sich vielleicht vor den ethnischen Säuberungen durch die süddeutschen Medienschaffenden darstellte, als dort noch echte Studenten wohnten: pinklig, stinkig, hip und hop und voller junger Menschen auf der Suche nach etwas Spaß am Abend.

Das Bier war spitze, wie meist in Dresden.

Bis zum Platzen

Die allerbeste Zeit, Ostersüßigkeiten zu kaufen, ist natürlich nach Ostern. Aber wartet nicht so lange, bis die Schokolade muffig schmeckt.

My friend Gregg says it’s all good
As the easter(n) seaboard’s blown away
Now everything is going half-price
So look at all the money we saved

Members Only – Sheryl Crow
(nur ein bisschen angepasst)