Archiv der Kategorie: musizieren

Baba yetu

Ich kenne kaum einen großartigeren musikalischen Moment in Computerspielen als das Intro-Lied von Civilization 4. Außer vielleicht, in GTA: Vice City auf einem Chopper am Strand langzubrausen und „Four Little Diamonds“ von ELO zu hören. Oder diese Szene in Call Of Duty, wo man als Brite mit stetig wachsender Verzweiflung die Brücke verteidigen muss, die Musik sich zeitgleich ins rasend Dramatische steigert und dann, als endlich die Verstärkungen eingetroffen sind, sich in geradezu heroisch-orgasmischer Erlösung auflöst. Oder …

Aber jetzt alle:

Baba yetu, yetu uliye
Mbinguni yetu, yetu, amina!
Baba yetu, yetu, uliye
Jina lako litukuzwe.“

Das war übrigens ein Teil des Vaterunsers auf Suaheli.

Fröhliche Musik am Morgen

Höre hier gerade die gestern nach Jahren wieder rausgekramte CD, die dem Spiel „No One Lives Forever“ beilag. Sixties-Lounge-Musik vom Feinsten – der Tag wird schön werden. Wer will, kann hier mal reinhören.

Das Spiel ist auch so ganz klasse, ebenso der Nachfolger, aber was die Spielerfahrung in diesem Fall ausgemacht hatte, war das absurd übersteigerte Sixties-Agenten-Feeling in Kombination mit der Musik. Weitere mediale Schwingende-Sechziger-Retro-Erlebnisse sind „Evil Genius“ oder die „Austin Powers“-Filme. Wo ist mein Rüschenhemd?

Die Nacht ist vorgedrungen

Gesegnetes Fest 

Statt der üblichen Albernheiten an dieser Stelle etwas über eines meiner liebsten Weihnachtslieder. Jochen Klepper hat das Lied 1937 geschrieben und wie in vielen anderen seiner Lieder ahnt man hier sehr viel von dem Druck, dem er sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ausgesetzt sah. Er war mit einer Jüdin verheiratet. 1942 nahm sich die gesamte Familie angesichts der drohenden Deportation in die Vernichtungslager das Leben. Ich mag das Lied, weil es mich im ganzen vorweihnachtlichen Konsum- und Familienpsychoterror daran erinnert, warum ich eigentlich Weihnachten feiere. "Er wußte in dem allen aber auch um den Gott, für den keine Nacht zu dunkel ist, als daß er sie nicht zu durchdringen vermochte." (Quelle)

Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern.
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und Schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
 

Jochen Klepper, 1937 

Ohrwurm

In der aktuellen Diskussion zum Thema "Unterschicht" immer wieder ein Ohrwurm:

 I want to live like common people,
I want to do whatever common people do,
I want to sleep with common people,
I want to sleep with common people,
like you.

"Common People", Pulp, 1995


Für Linus

I can see you in the morning when you go to school

Don't forget your books

you know you've got to learn the golden rule

Stop your play and go on with your work

And be like Johnnie Toogood

Don't you know he never shirks

He's coming along

Supertramp, 1989 Schule
 

 

Es pfeift

Jeden Abend, wenn ich in meinem Arbeitszimmer sitze und gerade überlege, ob ich an meiner Diss weiterschreiben oder doch lieber eine kleine Runde Civilization IV anwerfen soll, dabei noch das Fenster öffne, um unter dem Dach ein wenig Frischluft hereinzulassen, steht er schon bereit:

Der Pfeifer. Ich weiß nicht, ob er einen Hund, eine Katze oder seinen Goldfisch ausführt, aber er pfeift. Und pfeift. Immer so einen sich hochschraubenden Ton, so in etwa eine Terz aufwärts, lang gehalten, gefolgt von einem Stakkato kurzer Töne der gleichen Bauart (also gleiche Terz). Das tut er links von meinem Fenster, unter meinem Fenster, weiter vorne an der großen Straße, far away, so close, auf jeden Fall ununterbrochen. Und jeden Abend. Mich in den Wahnsinn treibend.

Ich weiß, ich sollte gnädig sein und das als prima Übung in Nächstenliebe akzeptieren, ABER WENN ER NOCHMAL PFEIFT, STOPFE ICH IHM DIE LEINE FÜR SEIN TIER, DIE ER JA OFFENBAR NICHT BRAUCHT, WEIL ER DAS TIER JA PFEIFENDERWEISE HERBEIHOLEN KANN, IN IRGENDEINE KÖRPERÖFFNUNG UND PFEIFE AUF DIE NÄCHSTENLIEBE. Nachher kann ich ja immer noch nächstenlieb sein. Wenn Ruhe ist.