Archiv des Autors: maggi
Heute wird gestreikt
Da ich nicht mit dem Fahrrad in die sporadisch verkehrende S-Bahn steigen wollte – ich wäre sicher nicht heil dort herausgekommen – habe ich den schönen Morgen dazu genutzt, mit dem Rad die zwanzig Kilometer zur Arbeit zu fahren. Abgesehen von der Anstrengung ist das noch die schönste Art, bei Streik durch die Stadt zu kommen.
Die Autofahrer, die sich schon bis in die Kleinstraßen stauend in ihr Lenkrad verbeißend gegenseitig verfluchten („Warum muss der Idiot heute mit dem Auto zur Arbeit fahren?“), überholte ich fröhlich pfeifend rechts auf dem Radweg. Die Leute, die auf den ÖPNV angewiesen sind, quetschten sich zu Hundertschaften in die Ersatzbusse der U9, nur um dann zum Beispiel an der Putlitzbrücke in die nur alle zwanzig Minuten fahrende S-Bahn überzuwechseln, wo ihnen dann im hautnahen Kontakt mit Axel, dem schwitzenden Schweißer eine Demonstration der olfaktorischen Vielfalt unserer Stadt geboten wurde.
Vom Wert der Musik oder „It’s up to you“
Also, Radiohead revolutioniert ja gerade so ein bisschen das Geschäftsmodell von Musik im Web, indem sie ihr neues Album „In Rainbows“ auf ihrer Seite zum Download anbieten und beim Preis dann schreiben „It’s up to you“. Interessant finde ich dabei die Frage, wieviel das Album den Leuten eigentlich wert ist, wenn man wie zum Beispiel hier einerseits liest, was Radiohead doch für eine tolle Band sind, wie fein auch das neue Album daherkommt, und andererseits dann davon geschwärmt wird, dass das ja alles umsonst sei.
Ist es nicht, oder? Die Band lässt mir nur die Wahl, selbst zu entscheiden, wieviel mir das neue Album wert ist. Und gerade das macht die Sache ja so interessant. Greife ich das jetzt einfach so ab, weil es ja nichts kostet? Wieviel ist es mir wert? Bin ich vielleicht der Meinung, die Band verdient eh so viel, dass ich das jetzt auch mal kostenlos runterladen kann? Und wenn ich denen was dafür gebe, wieviel Geld soll es sein? Vielleicht lösche ich es ja morgen wieder.
Ich möchte hier vorgreifend klarstellen, dass ich nicht den moralischen Zeigefinger hebe. Ich mache mir nur meine Gedanken, wie doch so ein kleiner Kniff wie „It’s up to you“ bei mir zu recht substanziellen Gedanken zum Wert der Musik führen kann.
Wieviel habt ihr denn gezahlt? Oder wieviel würdet ihr geben?
Überlebenswichtig
Die Welt, kontextbezogen
„Müllersen, wir haben da diese irre Story über den Kinderschänder, der jetzt mit Fahndungsfotos von Interpol gesucht wird – aber wir müssen die Seite ein bisschen aufmotzen. Die Visitors rennen uns ja sonst gleich wieder weg.“
„Kein Problem, Scheff. Die Story passt ja überall rein. Ist was mit Sex, Beziehungen, Mord und Totschlag und Kindern. Da bau ich mal was zusammen.“
Gestern auf Welt online: Interpol sucht mit Fotos nach Kinderschändern. Der Artikel ist ja soweit in Ordnung, aber die Seitenleiste lässt mich doch daran zweifeln, ob
- Kontextsensitivität immer das Mittel der Wahl ist,
- man vielleicht doch mal jemanden über die Sidebar drüberschauen lassen sollte,
- das vielleicht mit voller Absicht so gestaltet wurde oder
- die Redaktion bei der „Welt online“ einfach nur gaga ist.
Da stehen dann neben der Kinderschänderstory Bildergalerien wie „Lachen! 40 Tipps, wie Sie Ihre Kinder aufheitern“, „Die blonde Wetterfee als Strandnixe – Tamara Sedmak stellt ihre beeindruckenden Kurven vor“ und „Petas nackte Prominente – Unbekleidet für die Rechte der Tiere“. Dazu noch „Die schönsten Playmates“, so quasi als Alternative für die Kinderschänder oder auch Tipps “ Die schönen Dinge im Leben: Liebe, Sex und Streitigkeiten.“
Zumindest macht die Seite jetzt einen runden Eindruck.
Twin Peaks in Dahlem
Sechs Löffel auf die Kanne, genau austariert. Nachdem ich den ersten Löffel augenscheinlich zu sehr gehäuft hatte, achtete ich bei jedem weiteren Löffel darauf, etwas weniger Pulver zu nehmen, aber nur so viel weniger, dass der sechste Löffel gerade noch nicht als „gestrichen“ bezeichnet werden konnte. Das Pulver stammte von einem großen deutschen Dealer, der mittlerweile mehr Geld durch den Vertrieb von T-Shirts, Gartentischen und CD-Ständern einnimmt als über sein einstmaliges Kerngeschäft. Das Wasser direkt aus der Leitung, Härtegrad vier. Und nachdem die Maschine durch lautstarkes blubberndes Seufzen das Finale der Zubereitung ankündigte und ich die erste Tasse mit geschlossenen Augen, mit nach länger anhaltender Erkältung geschärftem Geruchssinn schnuppernd den Duft erahnend, an die Lippen führte und diesen Nektar der Bürokultur einen Moment lang im Mund verweilen ließ, durchfuhr mich ein Gedankenblitz:
„Verdammt guter Kaffee!“
Free Burma
Farbensammeln
Pratchett für Leseanfänger
All diejenigen, die wie ich Freunde haben, denen sie ab und zu ein Buch von Terry Pratchett ausleihen, und deren besagte Freunde (Huhu Steffen, huhu Henrik!) dann immer ankommen und sagen: „Das habe ich durch, was soll ich denn als nächstes lesen?“, denen sei der Terry Pratchett Reading Order Guide ans Herz gelegt. Gibt es auch auf Deutsch.
Wir sehen uns Montag
Montag beginnt wieder das Bacchanal der Freunde kruder Dokumentbeschreibungssprachen, die Pointy Tags Lovers Convention Berlin, offiziell auch „Berliner XML-Tage 2007“ genannt. Man hat mich gebeten, in einer Reihe mit Markus Beckedahl (www.netzpolitik.org), Raju Bitter (OpenLaszlonaut) und Don Dahlmann, dem alten Blogpriester (momentan in der MenoBlogpause) auf dem Web-2.0-Infotag was über Web-2.0-Technologien zu erzählen. Mir geht schon die Muffe.
Wer Lust auf einen Parforceritt durch Mashups, Reiche Internetanwendungen, Ajax und andere Sauereien hat, ist herzlich eingeladen. Der Infotag ist kostenlos.








