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American Pie

American Pie“ von Don McLean ist vermutlich eines der meistinterpretierten und kryptischsten Stücke der Musikgeschichte. Nun habe ich auf der Mutter aller Videoplattformen das Video dazu angeschaut (ich Spätentwickler) und bin wieder neu begeistert. Der Song enthält zehn Jahre amerikanische Musikgeschichte, angefangen vom Tod Buddy Hollys bis 1972, er enthält Gesellschaftskritik, Vietnam, die Stones, die Beatles, Bob Dylan, Janis Joplin und alles, was man sich nur vorstellen kann. Wenn ich mir das Lied anhöre, kommt es mir zeitweise so vor, als hätte es wirklich einen Tag gegeben, an dem die Musik starb. Als wäre alles seitdem nur noch „hochproduzierte Scheiße“ (Zitat Olli Schulz). Als würde sich heute kaum jemand noch Mühe geben, richtig gute Musik zu schreiben.

Natürlich ist dem nicht so. Aber die Melancholie über den Verlust der Guten Alten Zeiten werde ich trotzdem nicht los. Es ist Herbst.

Fröhlichkeit

Wenn ihr wie ich gerade etwas deprimiert seid, weil ihr euch wie ich den lustigen saisonalen Magendarmvirus gefangen habt oder anderweitig Frust schiebt, hier etwas für uns alle:

Vorabendprogramm

Wohnzimmer einer tristen Plattenbausiedlung, WBS 70, irgendwo im Erzgebirge. Plastikgardinen, Einrichtung Siebziger-Jahre-Stil Ost. Blick durchs Fenster: Zwei Kinder, deren Eltern offensichtlich ihren Erziehungsauftrag nicht ernst nehmen oder in der nächsten HO-Restauration versumpft sind, spielen alleine und zu Tode gelangweilt im Wohnzimmer.

Plötzlich sieht man vor dem Fenster einen älteren Mann mit ungepflegtem Bart auftauchen, der ungeniert dem unschuldigen Treiben der Minderjährigen zuschaut. Als nächstes sieht man denselben Mann durch die unverschlossene Wohnungstür das Zimmer der beiden Geschwister betreten, scheinbar in der harmlosen Absicht, mit ihnen „nur gemütlich fernzusehen“. Und während die drei es sich vor dem Gerät gemütlich machen – die Kinder wirken etwas gezwungen – wird die Szene aus- und übergeblendet in einen harmlosen Kinderfilm. Was derweil vor dem Fernsehgerät passiert, bleibt des Betrachters Fantasie überlassen.

Alles, was wir noch mitbekommen ist, dass sich der Bärtige von den Kindern verabschiedet und dabei Drogen verteilt, die die Beiden ruhigstellen sollen. Was auch gelingt, kurze Zeit später liegen sie auch schon in ihren Betten, während sich der schmierige Typ mit der Kapuze schnell vom Ort des Geschehens entfernt. Die Eltern sind immer noch nicht wieder erschienen.

Und das war nur das Sandmännchen.