Mein Beruf

Im laufenden Betrieb

Ich habe die Fragen bei Anke und Maximilian gefunden und fand sie beantwortenswert.

1. Was machst du beruflich?

Ich bin Informatiker. Also ordentlich studierter, diplomierter Informatiker. Ich habe lange, wenn nicht schon allzu lange an Universitäten geforscht, gelehrt und gebaut, zuletzt zu spannenden Themen wie semantischen Technologien. Das ist die Idee, das, was Menschen ohnehin schon an Wissen und Gedanken über diese Welt (oder zumindest einen Teil dieser Welt) im Schädel haben, in für doofe Computer les- und verarbeitbare Form zu pressen. Damit kann man dann intelligente – oder intelligent erscheinende – elektronische Modeberater oder Suchmaschinen bauen, die das tun, was man als Mensch von ihnen erwartet.

Weil wir an der Uni überzeugt davon sind, dass man damit auch Geld machen kann, haben wir vor zwei Jahren eine kleine, aber feine Firma gegründet. Anfang dieses Jahres habe ich dann beschlossen, den warmen, weichen Schoß der Universität zu verlassen und mich ganz in die kalte, grausame Welt zu stürzen.

Im Augenblick werde ich allerdings noch von einer großen deutschen Behörde gesponsert, bis unsere kleine Ausgründung genug Geld abwirft, um mich und meine mir die Haare vom Kopf fressende Familie zu ernähren. Im Moment geht die Richtung in die Selbstständigkeit, was für einen Informatiker keine so schlechte Sache ist.

2. Was ist gut – was ist nicht so gut daran?

Ich liebe an meinem Beruf:

  • Probleme lösen: Wir sind dafür bekannt, Aufgaben, die man mit blöder, hirnloser Handarbeit in wenigen Stunden erledigt hätte, mit komplexen Programmen zu lösen, deren Erstellung mehrere Tage oder gar Wochen in Anspruch nehmen kann. Manchmal scheint das schwachsinnig, aber oft fallen dabei nebenher wundervolle wiederverwendbare Problemlösungen ab. Man schaue sich nur mal die Geschichte von Donald Knuths TeX an.
  • Kommunikation: Das Bild vom hornbebrillten Kellernerd, der schon beim Anblick anderer Menschen, insbesondere weiblicher, in Angstschweiß ausbricht, ist zum Glück seit längerer Zeit überholt. Mir macht es zumindest sehr viel Freude, dass mein Beruf eben auch darin besteht, mit vielen Menschen (Studierenden, Kunden, Kollegen, anderen Informatikern und allen Leuten die ich treffe, und die nicht schnell genug wegrennen) zu sprechen, mir ihre Probleme (also vor allem die rechnerbasierten) anzuhören, Lösungen zu erklären und Wissen zu vermitteln.
  • Kreativität und Erfolgserlebnisse: Dieses Gefühl, mit einem Stück Software etwas erschaffen zu haben, ist unbeschreiblich. Ständig lerne ich neue Wege, die Maschine dazu zu bringen, zu tun was ich will. Und wenn nach einem letzten kompletten Testlauf die Balken aller Unit-Tests grün sind, ist das schon ein Glücksmoment.

Ich hasse an meinem Beruf:

  • Man kommt so wenig an die frische Luft.
  • Computer sind hochgradig nichtdeterministisch. Für Nichtinformatiker: Man kann nie sagen, wie der Apparat auf irgendwelche Eingaben reagieren wird. Ich weiß, eigentlich soll das nicht so sein, aber mittlerweile haben die Geräte und die auf ihnen laufenden Systeme eine derartige Komplexität erreicht, dass selbst die Position des Kaffeebechers neben der Tastatur entscheiden kann, ob ein Testlauf Erfolg hat oder nicht. Ist wirklich so.
  • Wenn man vier Stunden lang mit Hilfe zweier Debugger, 50KB Logdaten und drei Coredumps einen Fehler sucht und dann feststellt, dass man irgendwo ein „++“ an die falsche Stelle gesetzt hat.

3.  Was wäre dein absoluter Traumberuf?

Rockstar. Wenn ich nicht genau drüber nachdenke (dann würde ich nämlich feststellen, dass das Stress pur und extreme Abhängigkeit von Menschen bedeutete) … wollte ich schon immer unheimlich gerne Rockstar sein.

4. Warum gerade dieser?

Dieses Gefühl, wenn das Publikum sich schon vor Sehnsucht nach dir fast verzehrt und droht, das Stadion auseinanderzunehmen, wenn du nicht sofort auf die Bühne kommst, wenn dann die Scheinwerfer alle auf einmal angehen und du mit deiner Band die Bühne betrittst und spürst, dass dieses Konzert unglaublich gut werden wird, dieses Einssein mit den Menschen, denen du gibst, was sie wollen – das muss toll sein. Vermutlich würde mich der eigentliche Job sehr schnell zum Wrack machen, aber einmal würde ich das schon gerne erleben wollen.

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