Zwanzig Jahre …

… und kein bisschen weiter.

Reaktor von Block 4 (Tschernobyl)Ich war fast sechzehn, als am 26. April 1986 der vierte Block des Kernkraftwerks in Tschernobyl (Ukraine) in die Luft flog. Bis dahin ist Kernkraft immer etwas diffus gruseliges für mich gewesen, vor allem durch die Lektüre des Buches „Heller als tausend Sonnen„. Einige Gedanken von damals:

  • Ich war ganz froh, dass ich nicht die verhasste 1000-m-Runde um den Sportplatz laufen musste – war doch gerade Rasen gemäht worden.
  • Jonglieren mit Becquerel-Werten – was darf man noch gefahrlos essen? Müssen meine kleinen Geschwister jetzt den ganzen Tag im Haus bleiben?
  • Nach Skandinavien darf man wohl auch nicht mehr in den Urlaub fahren.
  • Erstes Nachdenken über politisches Engagement – im Radio läuft irgendwann das Lied „Tschernobyl – Das letzte Signal“ von Wolf Maahn zusammen mit all den anderen Deutschrockern, die man ja auch alle gehört hat, Grönemeyer, Klaus Lage, BAP und so.

Und von heute:

  • Das Lied geht mit in den letzten Tagen auch wieder durch den Kopf.
  • Im Tagesspiegel war heute ein Interview mit einem der Reaktoringenieure von Tschernobyl, der sagte, dass so eine Katastrophe wie vor zwanzig Jahren jederzeit wieder passieren könnte.
  • Gasprom droht damit, den Gashahn zu- oder runterzudrehen.
  • Erste Gedanken werden laut, dass man doch die deutschen AKWs auch noch länger …

Nachdem einige Jahre nach 1986 die allgemeine Strahlungshysterie wieder abebbte, insbesondere deswegen, weil die Medien sich ganz anderer Themen annahmen, dachte ich dann auch wieder, dass doch Atomstrom doch die „sauberste“ Lösung wäre. Mittlerweile bin ich davon abgekommen. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man nicht in erster Linie das Ziel anstreben, sauberere Energie zu verbrauchen, sondern überhaupt weniger Energie zu verbrauchen. Von daher haben Rekordölpreise und despotische russische Gasfirmen vielleicht auch ihr Gutes und bringen noch mehr Menschen zum Umdenken.

Ein Gedanke zu „Zwanzig Jahre …

  1. Matthäus

    also ich war damals 5 jahre jung mit meiner mutter in einem polnischen sanatorium in der nähe der russischen grenze. ist wohl nach hinten losgegangen, was? statt gesundheit zu tanken gab’s erstmal ordentlich strahlung. da man erst tage nach der explosion etwas erfuhr (zumindest in polen, ich weiß nicht wie schnell man hier bescheid wusste) war auch sicher gestellt, dass man auch ordentlich was abbekommt…

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